Nachtwache
Datum: 24.08.2020,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... Am Poltern im Flur hörte ich, wie er ungeduldig in seine Stiefel fuhr und schließlich seinen Mantel überwarf. Tanja lief ihm nach und flehte ihn weinend an, sich zu beruhigen, aber er reagierte überhaupt nicht. Im nächsten Augenblick fiel die Haustür krachend ins Schloss.
Ich hatte das Gefühl, in einem Albtraum zu stecken. Was war da eben in ihn gefahren, mich anzugreifen, obwohl sein Schwiegervater... Und was war in mich gefahren, so etwas zu sagen?
Wir sind uns wirklich ähnlich, dachte ich bitter. Wir sind beide verdammt ungerecht, wenn wir streiten.
Tanja kam langsam zurück in die Küche, in der es aussah wie auf einem Schlachtfeld. Scherben und Essensreste hatten sich fast über den ganzen Boden verteilt. Wie betäubt ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und weinte. Es war ein leises, verzweifeltes Weinen, was mir einen Stich versetzte. Dazu das Schreien des Babys -- letzten Endes war es alles meine Schuld. Wäre ich nicht hier gewesen an diesem Abend, der eigentlich fröhlich hätte verlaufen sollen, dann...
„Nun wein mal nicht", sagte Hannelore etwas hilflos. „Der kommt schon wieder."
Ihr Mann lachte nur hart auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns das wünschen sollen." Unwirsch sah er seine Tochter an. „Ja, jetzt ist das Gejammer groß. Ich hab dir gleich gesagt, lass die Finger von dem Kerl, der ist nicht in Ordnung. Das hast du jetzt davon!"
Ich hielt es hier drin nicht mehr aus. Entschlossen machte ich einen Schritt nach vorn und legte Tanja die Hand ...
... auf die Schulter.
„Es tut mir Leid", sagte ich stockend. „Ich werd mit ihm reden, er kann ja noch nicht weit sein."
Erschrocken sah sie zu mir auf, eine Träne rann langsam über ihre Wange. „Lieber nicht", bat sie mich. „Lass ihn lieber in Ruhe."
„Schon gut, ich hab keine Angst vor ihm", beruhigte ich sie, drückte noch einmal ihre Schulter und verschwand dann schnell aus der Küche.
Paulo sprang mir entgegen, er bellte und wedelte mit dem Schwanz, diesmal als Zeichen seiner Aufregung. Den armen Hund machte der ganze Ärger hier völlig verrückt. Angespannt postierte er sich neben der Haustür, als ich hastig meine Schuhe anzog und in meinen Mantel schlüpfte. Wahrscheinlich dachte er, dass wir endlich nach Hause fuhren.
Tanja war mir gefolgt und redete jammernd auf mich ein, fast wie sie es eben bei ihrem Mann getan hatte. Ich hörte nur mit halbem Ohr hin. Die Türklinke schon in der Hand, drehte ich mich noch einmal zu ihr um.
„Ich hab den Abend versaut", sagte ich fest, „und ich bügel es auch wieder aus. Kümmer dich um Lina. Bis später!"
Damit riss ich die Haustür auf und stürmte nach draußen in den windigen Herbstabend.
Ich nahm nicht das Auto, weil ich davon ausging, dass er zu Fuß unterwegs war um sich besser abzureagieren. Meinem Gefühl folgend wandte ich mich nach links, in Richtung Hafen. Wo findet ein mit dem Meer verwurzelter Einzelgänger Zuflucht nach einem Streit? Mit Sicherheit eher auf seinem alten Krabbenkutter als in einer lärmigen Bar.
Erst ...