Nachtwache
Datum: 24.08.2020,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... dir hat abschauen können. So selten, wie du vermutlich zu Hause warst..."
Mein Vater ließ klirrend Messer und Gabel fallen, worauf Tanja aufsprang und mit übertriebener Fröhlichkeit verkündete, sie würde jetzt den Nachtisch holen. Aber das Unglück war nicht mehr aufzuhalten, nicht einmal durch Mousse au Chocolat. Jetzt, so war ich mir sicher, hatte Georgs letztes Stündchen geschlagen.
Aber ich irrte mich. Mein Vater suchte meinen Blick.
„Was sagst du dazu?", herrschte er mich an, als hätte ich ihm den versteckten Vorwurf gemacht.
„Wolf, bitte", versuchte Tanja mir aus Richtung Kühlschrank zu Hilfe zu kommen und ihre Mutter sagte: „Ach Kinder, es war doch grad noch so gemütlich." Die Frau hatte Humor.
Ich wäre am liebsten sofort ins Auto gesprungen und mit Vollgas nach Hause gefahren, aber ich konnte mich keinen Millimeter vom Fleck rühren. Er hielt mich mit seinen zornfunkelnden Augen gnadenlos fest und kauerte auf seinem Platz wie ein Raubtier, das bereit ist zum Sprung auf die Beute.
„Na los!", donnerte er, als ich immer noch keinen Ton von mir gab und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Teller klirrten und Lina mit einem Wimmern aufwachte.
„Sag 's schon! Sag mir ins Gesicht, dass ich ein schlechter Vater bin!"
„Mein Lieber", mischte sich Hannelore tapfer ein, „es hat doch hier niemand behauptet..."
„Schnauze!"
Auf diesen groben Ausdruck -- den er nur aus seiner Wut heraus gesagt hatte -- folgten einige empörte Ausrufe von ...
... Tanja und ihrem Vater, während ihre Mutter nur erschrocken auf ihrem Platz zusammensank.
Er kümmerte sich nicht darum, sondern starrte mich an, die Augen fast zu Schlitzen zusammengekniffen.
„Du denkst doch genau wie
er
! Dann sprich es auch aus", zischte er.
Ich holte tief Luft und erwiderte seinen Blick so fest ich konnte.
„Du warst kein schlechter Vater", sagte ich langsam. Eine kurze Pause folgte, in der alle die Luft anzuhalten schienen, weil sie spürten, dass noch etwas kommen musste.
Ich schloss kurz die Augen und setzte dann hinzu: „Du warst überhaupt kein Vater."
Es war erstaunlich, wie still es nach diesem Satz in der Küche wurde. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Selbst Georg, der diese Katastrophe -- willentlich oder nicht -- herbeigeführt hatte, war sprachlos.
Das Gesicht meines Vaters war zunächst ruhig, so ruhig, dass ich dachte, der Sturm hätte sich wieder gelegt. Dann aber sprang er unvermittelt auf und drängte sich aus der Sitzecke heraus, so grob, dass er Tanjas und mein Geschirr zu Boden fegte. Teller und Gläser zerbrachen scheppernd. Hätte ich nicht rechtzeitig die Flucht ergriffen, er hätte mich ebenfalls ohne jede Rücksicht zur Seite gestoßen.
Tanja und ihre Mutter schrien auf, Lina weinte lauthals, Georg schimpfte irgendetwas, Paulo bellte -- nur ich stand stumm mit dem Rücken an die Wand gepresst und sah mit hart schlagendem Herzen zu, wie mein Vater mit versteinertem Gesicht aus der Küche stürmte. ...