1. Silvis Wuensche


    Datum: 13.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... sie ein Licht vor sich entdeckte.
    
    Es war schwach, aber für ihre mittlerweile an die Dunkelheit gewohnten Augen wirkte es strahlend hell. Silvi fragte sich, ob vielleicht eine der Parklaternen nachglomm. Oder kam ihr jemand mit einer Taschenlampe entgegen? Verunsichert blieb sie stehen und lauschte. Sie konnte weder Schritte noch sonst ein Geräusch außer dem Rascheln der Blätter in den Bäumen über ihr hören. Dennoch kam das Licht langsam näher. Ihr schlug das Herz bis zum Hals.
    
    Bald erkannte sie, dass das Leuchten etwa auf Augenhöhe hing, aber sie konnte keine Person oder sonst etwas wahrnehmen, dass es festgehalten hätte. Ihr fiel nichts ein, außer an Ort und Stelle zu verharren und abzuwarten, was geschehen würde. War das vielleicht ein Glühwürmchen? Oder irgendein fluoreszierendes Spielzeug?
    
    Als es auf ungefähr zwei Armeslängen herangekommen war, stoppte das Licht und schwebte einfach in der Mitte des Weges. Silvi kniff die Augen zusammen und versuchte, genauer zu erkennen, woher es seinen Ursprung hatte. Sie wollte nicht glauben, was ihr die Sinne vermittelten.
    
    Da waren kein Insekt und auch kein Spielzeughubschrauber. Stattdessen meinte Silvi eine kleine Person zu sehen, perfekt gestaltet, aber kaum größer als ihre Hand. Das Wesen hatte einen filigranen Körper, von dem das grünlich weiße Leuchten auszugehen schien, und silberne wallende Haare, die ein liebliches Gesichtchen einrahmten. Ein knappes, durchscheinendes Kleidchen schaffte es kaum, die intimeren ...
    ... Details ihrer Anatomie zu bedecken. In einer Hand hielt die kleine Frau einen winzigen Stab, kürzer als ein Streichholz, der wie eine Wunderkerze funkelte.
    
    Silvi war sich sicher, dass sie eingeschlafen sein musste und träumte. Sie kniff sich in den Handrücken.
    
    „Autsch!"
    
    „Keine Angst Silvi. Ich will dir nichts Böses."
    
    Die Worte schienen nicht ihre Ohren, sondern direkt ihren Verstand zu erreichen.
    
    „Was bist du?", stotterte Silvi.
    
    „Ich bin eine gute Fee. Heute am Äquinoktium sind die Barrieren zwischen eurer und unsrer Welt durchlässig und ich kann mich zwischen ihnen bewegen. So machte ich mich wie jedes Jahr auf die Suche nach einem wohlgesonnenen, unschuldigen Menschen. Leider gibt es so jemanden heutzutage kaum noch, weshalb ich sehr froh bin, dich gefunden zu haben, um dir drei Wünsche zu erfüllen."
    
    „Wie bitte?"
    
    Silvi konnte nicht glauben, was sie hörte. Mal ganz davon abgesehen, dass sie auch noch immer nicht glaubte, was sie sah.
    
    „Ich habe dich auserwählt, Silvi, um dir drei Wünsche zu erfüllen. Was ist dein erster Wunsch?"
    
    „Halt, Moment mal! Das geht zu schnell."
    
    Silvi wusste nicht, was sie tun oder sagen, geschweige denn, was sie denken sollte.
    
    „Du hast doch sicherlich Wünsche für dich und dein Leben, Silvi. Heute ist dein Glückstag. Du musst sie nur hier und jetzt aussprechen. Dann gehen sie in Erfüllung."
    
    „Ja, selbstverständlich habe ich Wünsche. Viele sogar. Aber wenn ich nur drei aussprechen darf, muss ich erst mal überlegen, ...
«12...456...14»