1. Silvis Wuensche


    Datum: 13.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... an seinem Platz auf dem Schreibtisch war, trat Silvi auf dem Flur. Während sie eilig zur Toilette lief, versuchte sie, die Oberschenkel eng aneinander zu drücken, wodurch ihr Gang extrem seltsam aussah. Sie hoffte, dass ihr niemand begegnete und sie so sah. Aber die Gefahr war sehr gering. Um diese Zeit hatten gewöhnlich alle Angestellten das Gebäude verlassen. Und die Putzkolonne kam erst in circa zwei Stunden in dieses Stockwerk.
    
    Normalerweise war Fabian außer ihr immer der Letzte, der Feierabend machte. Dafür kam er vormittags so spät zur Arbeit, dass er keine Gefahr lief, die täglichen acht Stunden Arbeitszeit zu überschreiten. Nachdem alle anderen weg waren, schaute er meist in Silvis Büro vorbei, um ihr „noch etwas zu geben". Nur wenn sie ihre Tage hatte, kam er nicht zu ihr. Manchmal fragte sie sich, ob er diese Wochen als sich automatisch wiederholende Dauertermine in seinem Kalender rot markiert hatte.
    
    Auf der Klobrille sitzend säuberte sich Silvi so gut es ging. Dann betrachtete sie zweifelnd den zwischen ihren Knien hängenden Slip mit dem riesigen nassen Fleck. Nein, so könnte sie ihn auf keinen Fall wieder anziehen. Es sah schlimmer als sonst aus, vermutlich weil sie all diese Büroklammern hatte einsammeln müssen.
    
    „Du musst endlich daran denken, Ersatzwäsche mitzunehmen", schalt sie sich.
    
    Resignierend streifte sie das Höschen über die Beine nach unten und ging damit zum Waschbecken. Gründlich wusch sie es mit Seife aus und drückte und wrang es ...
    ... einigermaßen trocken. Zu einem winzigen Knäuel zusammengepresst umschloss sie es fest mit der Hand. Nach einem sorgenvollen Blick nach rechts und links in den Flur, ob ihr auch wirklich niemand begegnete, trippelte sie schnell zurück in ihr Büro. Sie fühlte sich unwohl aber auch ein bisschen verwegen, nichts mehr unter dem Rock anzuhaben.
    
    An ihrem Schreibtisch öffnete sie die unterste Schublade und breitete die feuchte Unterhose sorgfältig aus, damit sie trocknen konnte. Das Fach war leer bis auf die ungeöffnete Packung Kondome, die Silvi nach dem ersten Mal für Fabian gekauft, aber nie gewagt hatte, ihn darauf anzusprechen.
    
    Die Uhr am PC zeigte 23:28, als sie die E-Mail mit der angehängten Präsentation an Fabian sandte.
    
    Die Busse fuhren um diese Zeit nur noch stündlich und sie hatte den letzten knapp verpasst. So entschied sie sich zu laufen. Am Tor zum Park blieb sie stehen. Die Beleuchtung an den Wegen wurde um 22 Uhr abgeschaltet und zwischen den Bäumen sah es stockdunkel aus. Natürlich könnte sie die Straße um den Park herum entlang gehen, wo die Laternen die ganze Nacht über brannten, aber das wäre ein Umweg von über zehn Minuten.
    
    Silvi war hundemüde und entschloss sich, die Abkürzung durch den Park zu nehmen. Schließlich hatte sie den Weg schon oft benutzt und war sicher, ihn auch im Dunkeln zu finden. Vorsichtig setzte sie Fuß vor Fuß, weil sie sich an die dicken Wurzeln erinnerte, die aus dem Boden ragten. Sie hörte die Glocke einer Kirche zwölf Mal schlagen, als ...
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