1. Silvis Wuensche


    Datum: 13.08.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... wischte sich damit das Gemächt ab und warf das verschmierte Tuch in Silvis Papierkorb. Er ordnete seine Kleidung und ging in Richtung Tür.
    
    „Ich muss los", erklärte er, „meine Frau ist ziemlich reizbar, seit sie mit dem zweiten Kind schwanger ist. Wenn ich nicht pünktlich zuhause bin, macht sie mir gleich eine Szene."
    
    Mit der Klinke in der Hand blieb er stehen und sah Silvi lüstern zu, wie sie ihren Slip hoch zog und den Rock nach unten glattstrich.
    
    „Ich kann mich doch auf dich verlassen? Die Präsentation ist pünktlich fertig? Komplett im Corporate Design und absolut fehlerfrei. Du weißt, wie pingelig mein Schwiegervater bei sowas ist."
    
    „Ja, natürlich."
    
    Silvi nickte und steckte ein paar Haarsträhnen, die sich gelöst hatten, wieder fest. Dann war Fabian weg.
    
    Sie ging vor dem Schreibtisch in die Hocke und sammelte die Papiere vom Boden auf. Sie kroch sogar halb unter den Tisch, um die auf dem Boden verstreuten Büroklammern aufzulesen. Was sollten sonst die Reinigungskräfte denken, wenn plötzlich Metallklammern in ihrem Staubsauger klapperten?
    
    Wenn sie über das, was geschehen war, nachdachte, kam sie sich unbefriedigt, beschmutzt und benutzt vor. Aber sie verdrängte diese unerwünschten Gedanken. Was hätte sie denn tun können? Etwa nein sagen? Fabian war ihr Chef. Und mit seinen Kontakten zum Vorstand könnte er vermutlich jederzeit dafür sorgen, dass sie entlassen würde.
    
    Außerdem musste sie sich eingestehen, dass er der einzige Mensch war, mit dem sie so ...
    ... etwas wie eine private Beziehung hatte, seit sie nach dem Schulabschluss in die Stadt gezogen war. Während der Ausbildung hatte sie keinerlei Kontakte geknüpft. Sie ging nie aus und ihre Wohnung lag in einem anonymen Häuserblock. Wenn sie angesprochen wurde, reagierte sie zurückhaltend und wortkarg. Fabian war der einzige Mann gewesen, der es öfter als einmal versuchte, mit ihr zu reden, und damit eine Bresche in ihren Kokon geschlagen hatte.
    
    Als erstes war ihr an ihm sein fröhliches Lächeln aufgefallen, wann immer sie sich begegneten. Nachdem sie gewagt hatte, ihn öfter und genauer anzusehen, bewunderte sie seine athletische Figur, sein männliches Kinn, das oft von einem Dreitagebart eingerahmt war, seine modische Frisur und seine blaugrauen Augen, hinter denen meist ein Schalk zu sitzen schien. Über seine lockeren, witzigen Sprüche musste sie fast immer lachen.
    
    Kurz darauf war er ihr Vorgesetzter geworden und beim ersten Personalgespräch unter vier Augen war sie aufgeregt gewesen wie ein junges Mädchen bei der ersten Verabredung. Er hatte ihre Arbeit gelobt und eine gute Beurteilung sowie eine Gehaltsprämie in Aussicht gestellt, wenn sie gelegentlich außerhalb der regulären Arbeitszeit Zusatzaufgaben mit ihm erledigen würde. Enthusiastisch sagte sie zu. Beim ersten Mal hatte er noch ein Kondom benutzt, doch sie dann sofort gedrängt, die Pille zu nehmen, als sie ihm sagte, dass sie keinen festen Freund hatte.
    
    Als alles, was zu Boden gefallen war, aufgeräumt und wieder ...
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