1. HomoLepus 03


    Datum: 24.05.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... wurde. Wahrscheinlich dachte sie nur, dass ich ein junger Mann wäre, der sich ein wenig überschätzt hätte. Es amüsierte sie, als sie sah, wie ungläubig ich den Berg betrachtete und die ersten Happen in meinen Mund schob. Doch dann sah sie wieder ihre Gesprächspartnerinnen an und unterhielt sich weiter mit ihnen.
    
    Ich selber betrachtete sie aus dem Augenwinkel. Neben der Fotografin saß eine Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam. Irgendwo hatte ich sie schon einmal gesehen und auf einmal fiel es mir wieder ein. Sie war auch auf der Veranstaltung in dem großen Saal gewesen. Sie hatte neben dem Wolf gestanden, der mich so angeknurrt hatte, als wir gingen.
    
    Sofort stiegen mir wieder die Bilder in den Kopf und ich sah sowohl sie, meine Frau und die Häsin in meinen Gedanken heraufkommen. Wieder sah ich es, als wenn es gestern gewesen war, so sehr hatte es sich in meine Gedanken gebrannt.
    
    Die dritte Frau konnte ich nur von hinten sehen und kam mir auch im Profil nicht bekannt vor. Eins fiel mir allerdings an den Dreien auf. Sei zählten sich zu den obersten der Stadt, denn die Kleidung, und wie sie sich verhielten, deutete darauf hin. Alle drei machten dabei den Eindruck, als wenn sie recht starke Persönlichkeiten waren und das macht mich irgendwie an. Hätte man mir noch vor wenigen Wochen gesagt, dass ich mich für Frauen interessieren würde, die wohl doppelt so alt waren wie ich, dann hätte ich jedem einen Vogel gezeigt. Doch jetzt sah ich es vollkommen anders. Was konnten ...
    ... die jungen Hüpfer schon gegen diese geballte Ladung Weiblichkeit ausrichten? Jugend war das einzige was sie dagegen halten konnten, nichts anders. Alles sprach gegen sie.
    
    Solche und andere Gedanken strömten mir durch das Gehirn, während ich mir genüsslich Löffel für Löffel des Eisbechers schmecken ließ, während sich die Drei weiter aus dem Augenwinkel beobachtete.
    
    Sie tranken jede einen Kaffee und nahmen dazu nur wenige, aber wohlschmeckend aussehende Kekse. Mit kleinen Schlucken wurde der Kaffee langsam getrunken, während sie sich weiter unterhielten. Ansonsten konnte ich nichts weiter entdecken. Sie sprachen zu leise und außerdem waren die Geräusche, die ich beim Essen machte, zu laut um etwas zu verstehen.
    
    Ich schaffte es wirklich. Wohl eine halbe Stunde später hatte ich den Berg bezwungen, der sich jetzt mehr und mehr in meinem Bauch bemerkbar machte. Ich hoffte nur, dass ich davon keine Bauchschmerzen bekam, immerhin steckte eine gewaltige Menge darin und ich konnte einfach nicht glauben, dass es gepasst hatte.
    
    Aber davon hatte die Fotografin nichts mehr mitbekommen. Die Drei waren inzwischen wieder aufgestanden und hatten das Lokal verlassen.
    
    Es war wirklich ein komisches Gefühl gewesen. Dort hatte eine Frau gesessen, mit der ich schon mehr als Händchen gehalten hatte und sie hatte mich nicht erkennen können. Nur ich wusste es.
    
    Gedankenversunken und eine große Kugel vor mich her schiebend trat ich meinen Heimweg an. Viele Fragen kreisten in meinem Kopf ...
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