HomoLepus 03
Datum: 24.05.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Kapitel 8
Zuhause brachte ich erst einmal meinen Schlafhaushalt wieder in Gleichgewicht, denn es wurde bereits wieder hell, als ich aus dem Wagen stieg.
Erst sehr spät am Vormittag wachte ich wieder auf und war noch etwas zerschlagen. Aber eine gute und vor allem große Tasse voll von tiefschwarzem Kaffee, brachte mich langsam in die Wirklichkeit zurück. Dann blieb ich noch eine Weile am Küchentisch sitzen und knabberte eher lustlos an einer Scheibe Brot herum, auf der kein Belag war.
Um mich für den Tag in Stimmung zu bringen, beschloss ich einmal in unsere Innenstadt zu gehen. Ich hatte endlich genug Geld, um mir etwas Neues zum Anziehen zu leisten und das wollte ich jetzt in die Tat umsetzten. Also schnappte ich die Barschaft, die ich bei mir in inzwischen mehreren Briefumschlägen liegen hatte, und machte mich auf den Weg.
Auf dem Weg in die Stadt wurde ich dann richtig munter und begann fröhlich gestimmt vor mich herzupfeifen. Das Einkaufen ging dann schneller als ich dachte und mein Geld wurde zum Glück nicht über alle Maße weniger. So blieb am Ende mehr übrig, als ich gedacht hatte, denn es war mehr gewesen, als angenommen.
Am Schluss des Bummels hatte ich noch Appetit auf ein großes Eis und einen Kaffee vom Italiener. Also betrat ich das Venezia, mein bevorzugtes Kaffee und setzte mich strategisch günstig in eine Ecke. Dann bestellte ich mir das größte Eis, was ich auf der Karte finden konnte. Ich wollte es mir endlich mal wieder richtig gut gehen ...
... lassen. Zu lange hatte ich auf solche Genüsse verzichtet.
Nach der Bestellung sah ich noch einen Moment um mich herum und begutachtete die Menschen, die dort saßen und sich zumeist unterhielten.
Dann sah ich zur Tür. Ich wusste nicht, warum, aber irgendetwas lenkte, meine Aufmerksamkeit auf den Eingang.
Diese ging auf und die Fotografin, gefolgt von zwei anderen Damen trat ein. Sie sah sich kurz um und entdeckte einen Tisch, der mehr oder weniger neben dem meinen war. Zuerst wollte ich mich klein machen, damit sie mich nicht sah, musste dann aber über mich selber grinsen. Immerhin hatte sie mich noch nie als Mensch gesehen. Sie kannte mich ja nur als rosa Osterhasen und würde mich nicht erkennen. Selbst wenn ich mich vor ihrem Tisch auf den Kopf gestellt hätte, hätte das nichts daran geändert. Ich war ein vollkommen Fremder für sie.
Und genauso verhielt es ich dann auch. Sie setzte sich mit ihrer Begleitung hin und die Drei unterhielten sich leise miteinander. Dann kam mein Eis oder besser gesagt ein Berg in einer Schale. Anders konnte man es nicht beschreiben. Und dieser Berg wurde mir mit einem Lächeln der Kellnerin vor die Nase gesetzt.
Da hatte ich wohl ein wenig übertrieben und ich befürchtete schon, dieses Ungetüm niemals zu bezwingen. Aber trotzdem machte ich mich daran, unsere Ausdauer zu testen. Noch stand der Gewinner nicht fest.
Das Einzige, was mir dabei noch auffiel, war, dass die Fotografin mich anlächelte, als sie sah, wie das Eis vor mich gestellt ...