1. Bess (2)


    Datum: 02.04.2020, Kategorien: Medien,

    ... würde ich dann hier sitzen?“
    
    Sie berührte zart meine Hand, die immer noch ihre Wange streichelte.
    
    „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Antwortete sie und ließ sich wieder zurück in ihren Sessel fallen.
    
    „Ich hab nicht immer hier in New Orleans gewohnt, musst du wissen. Aufgewachsen bin ich zusammen mit meiner 1-jahr älteren Schwester Amy drüben in Baton Rouge. Meinen Vater habe ich nie gekannt. Er starb bei einem Verkehrsunfall bei der Army bevor ich geboren wurde. Von ihm gab es nur ein Bild in Uniform, was in der Küche über dem Tisch hing. Er hieß Steve und er war weiß!“
    
    Sie machte eine kurze Pause, als erwarte sie nun irgendeinen überraschten Gesichtsausdruck oder eine andere Regung meinerseits.
    
    „Das erklärt also deine reizende Hautfarbe.“ Sagte ich, aber mehr um die entstandene Pause zu füllen.
    
    Ich meinte ein leichtes Lächeln, was ihren Mund umspielte, zu erkennen, bevor sie jedoch mit ernster Mine ihre Erzählung fortsetzte.
    
    „Meine Kindheit verlief, wenn man es so nennen will, normal. …..“ Sie machte eine Pause und ich merkte, wie ihr Blick durch mich hindurchging. Etwas schien sich vor ihrem geistigen Auge zu bewegen.
    
    „Normal,……ja, bis meine Mutter mit trinken begann. Sie trank immer öfter und immer mehr. Amy und ich kamen manchmal von der Schule nach Hause und Mutter lag total besoffen in irgendeiner Ecke des Hauses oder auf ihrem Bett. Onkel Ike, Mutters Bruder, der ebenfalls im Haus wohnte, versuchte alles, um sie von Trinken abzuhalten, aber es ...
    ... wurde nur noch schlimmer. Es wurde schon zur traurigen Gewohnheit sie unansprechbar im Stuhl sitzend oder auf dem Sofa liegend zu sehen.
    
    Eines Nachmittags, ich saß in der Küche und machte Schularbeiten. Ich weiß es noch wie heute, ich musste ein Referat über Marc Twain schreiben. Mutter lag im Wohnzimmer mit einer leeren Schnapsflasche als Onkel Ike in die Küche kam. Er roch nach Alkohol. Ich hasste diesen Geruch. Verkörperte er doch alles, was meine Mutter zerstörte und sie mir wegnahm.
    
    Er setzte sich mir gegenüber an den Tisch und schaute mich ganz seltsam an. Er sprach, für meine damaligen Kinderohren, wirres Zeug.“
    
    Wieder ging ihr Blick ins Leere und ich sah wie sich ihre Augenlieder mit Tränen füllten und sie ihre Hände so fest zusammen faltete, dass selbst ihre braune Haut weiß erschien.
    
    „Und dann ging alles unvorstellbar schnell. Er stand auf, kam um den Tisch herum zu mir, nahm mir meine Sachen weg und legte sie,……nein er warf sie auf den Küchenschrank. Dann schnappte er mich, setzte mich auf den Tisch und riss an meinen Kleidern. Ich schrie, aber er hielt mir den Mund zu. Nach wenigen Augenblicken war mein Kleid verschwunden und ich saß, bis auf mein Höschen, nackt vor ihm auf dem Tisch.
    
    „Dachte ich es mir doch! Du kleine Schlampe hast ja schon genau so schöne kleine Tittchen wie deine Schwester.“ Hauchte er mir in Ohr. „ und wenn du jetzt nicht still hältst und mit dem Schreien aufhörst, dann kömmst du mit deiner Schwester ins Heim und euere versoffene ...
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