1. Bess (2)


    Datum: 02.04.2020, Kategorien: Medien,

    Ich ging zum Lift und fuhr in die Tiefgarage. Ich wusste, dass ich nach dem Genuss der Whiskeys nicht mehr hätte fahren dürfen, aber in diesem Moment erschien dies für mich nebensächlich. Ich startete den Buick und bretterte aus der Tiefgarage. Es goss wie aus Kübeln. Ich fand Highway 90, überquerte den großen Fluss und nach einigem Suchen fand ich den Sandalwood Drive. Das letzte Haus vor dem Park hatte die Frau, deren Name ich immer noch nicht wusste, gesagt. Die Straße war schlecht beleuchtet und der Regen erschwerte zudem die Sicht. Nummer 74. Ich versuchte etwas zu erkennen. Plötzlich riss es mir das Lenkrad aus den Händen, es gab einen ordentlichen Kracher und ich stand. – Aber nicht dort, wo ich wollte. Vor dem Grundstück mit der Nummer 74 war ein Graben, mit anschließender kleinen Mauer. Beides hatte ich erwicht.
    
    Läuten brauchte ich nun nicht mehr. Im Vorgarten des Hauses ging das Licht an. Die Tür wurde geöffnet und eine Junge Frau trat heraus. Sie leuchtete mit einer Taschenlampe. Ich stand gerade neben dem Wagen, als der Leuchtkegel mich erfasste.
    
    „Geben Sie sich zu erkennen. Ich habe bereits nach der Polizei gerufen“ rief sie.
    
    Ich ging langsam auf sie zu.
    
    „Alex?“ rief sie erschrocken. „Was….., wie kommst du hier……Um Gottes Willen, du blutest ja.“
    
    Mir wurde schwindelig und ich sackte vor ihr auf den Boden. Ich glaubte ich war für Sekunden weggetreten.
    
    „Hallo Bess, oder Cora oder Jane oder wie soll ich dich nennen?“
    
    Sie erwiderte nichts sondern ...
    ... half mir nur auf die Beine. „Komm rein!“
    
    Drinnen im Haus setzte sie mich auf ein Sofa und zog meine nassen und verdreckten Klamotten aus. Sie wickelte mich in eine Decke und widmete sich dann meiner kleinen Platzwunde über dem Auge. Ich ließ alles geschehen, saß einfach nur da und schaute ihr zu.
    
    Als sie fertig war, setzte sie sich mir gegenüber und schaute mich schweigend an.
    
    „Hat Jenny dir erzählt, wo ich wohne?“ brach sie ihr Schweigen.
    
    „Wenn sie so heißt.“ Ich nickte.
    
    „Na ja, nun weißt du ja schon fast alles über mich.“ Sagte sie.
    
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    
    „Ich? Ich weiß gar nichts über dich. Ich weiß nur, dass es da eine junge Frau gab, in die ich mich unsterblich verliebt hatte. Die wollte aber nichts von mir. Und später stellte sich dann heraus, dass diese junge Frau doch nicht die war, die ich glaubte wer oder was sie ist, oder vorgibt zu sein.“ Konterte ich. „ Wer oder was bist du nun wirklich?“
    
    Wir sahen uns lange in die Augen. Keiner sagte etwas.
    
    Bess sah an diesem Abend in ihren Jeans, dem etwas zu großen Sweatshirt und den zusammen gebundenen Haaren eher ungewohnt bürgerlich aus. Aber dennoch sehr süß.
    
    „Ich sagte doch, du sollst nicht nach mir suchen.“
    
    „Mein Gott, wie hattest du dir das vorgestellt? Du entfachst in mir ein nie gekanntes Feuer und dann lässt du mich fallen wie eine heiße Kartoffel? Für was oder wen lässt du mich büßen? Was habe ich dir getan, was du nicht selbst hervorbeschworen hast?“
    
    Ich schrie sie fast ...
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