1. Die verlorene Tochter Teil 02


    Datum: 27.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... würde. Sie würde ihn führen und anleiten. Sie war erfahren. Sie wusste, was sie wollte. Es würde nicht zu seinem Schaden sein und er war sich sicher, auf seine Kosten zu kommen.
    
    Währenddessen erreichte Rania das Haus ihrer Mutter. Vielmehr das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Es war noch immer dunkle Nacht. Die meisten Dorfbewohner schliefen. Auch im Haus ihrer Mutter war alles ruhig. Sie schlüpfte durch die Tür und suchte die Schlafkammer auf. Nela lebte alleine seit Rania sich den Geächteten angeschlossen hatte. Nela schlief und Rania schlich sich leise an und setzte sich auf das Bett. Der Mond schien durch das geöffnete Fenster. Als Rania ihrer Mutter an die Schultern fasste, schreckte diese aus dem Schlaf hoch.
    
    „Was ist ...? Rania ... Ist etwas passiert?"
    
    Rania ließ Nela Zeit, um richtig wach zu werden. Dann sprach sie an, was sie zuvor am See erfahren hatte. Nela hörte aufmerksam zu und unterbrach sie nicht. Nachdem Rania geendet hatte, erzählte Nela ihr mit belegter Stimme alles, was sie wusste. Sie hatte sich schon immer eine Familie gewünscht. Eine große Familie mit vielen Kindern. Sie hatte in jungen Jahren geheiratet, doch der Kinderwunsch wurde ihr nicht erfüllt. Ihr Ehemann hatte sich von seiner unfruchtbaren Frau abgewendet und sein Glück bei einer anderen gesucht, die ihm viele Nachkommen schenken konnte. Einsam und verbittert war Nela zurückgeblieben und war nahe dran gewesen, ihrem Leben ein vorzeitiges Ende zu bereiten.
    
    Dann waren eines Tages ...
    ... Männer gekommen, die ein kleines Kind bei sich gehabt hatten. Man hatte ihnen berichtet, dass eine Frau alleine in einem Dorf leben würde, die keine eigenen Kinder zur Welt bringen konnte. Sie hatten Nela angeboten, das Kind bei ihr zu lassen. Sie sollte es behüten und wie ihre eigene Tochter aufziehen. Nela war einverstanden gewesen und überglücklich. Woher das Mädchen kam und warum man es bei ihr gelassen hatte, wusste sie nicht. Als die Kunde umherging, dass die Königstochter vermisst wurde, ahnte Nela den Zusammenhang. Nicht zuletzt das Brandzeichen am Bein des Kindes ließ die Annahme zu, dass man ihr die entführte Tochter des Königs übergeben hatte.
    
    Sie hatte mit ihrem Gewissen gekämpft und dieses mit ihrer Sehnsucht nach einem eigenen Kind abgewogen. Sollte sie die Prinzessin zur Burg bringen, wo sie hingehörte oder sollte sie dem Kind so viel Liebe schenken, wie es ihr möglich war? Auch wenn dies für das Mädchen ein Leben in Armut bedeuten würde? Nela hatte sich zunächst entschieden, das Mädchen nicht zurückzubringen. Als auch nach vielen Wochen die Suchtrupps nicht vor ihrer Tür gestanden hatten, hatte sie sich entschieden, das Kind zu behalten und es als ihre eigene Tochter aufzuziehen. Sie hatte der Prinzessin den Namen Rania gegeben und sie fortan aufwachsen sehen. Rania ahnte nichts von ihrer königlichen Herkunft. Für sie war Nela ihre leibliche Mutter und im Laufe der Jahre verdrängte Nela das Wissen, dass sie nicht ihr eigenes Kind aufzog, sondern das der ...
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