Erinnerungen 01
Datum: 18.03.2020,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
... versuchte er sie auszumachen, vielleicht wollte er sich vergewissern, dass er ihr nicht über den Weg lief. Ihr, einer ausgestoßenen Waldläuferin, die nichts weiter getan hatte, außer ihm einen Tag Lebenszeit zu rauben.
Sie hörte das Wispern des Windes, wie er über die Wiese zog und alles davon wehte. Früher hatte sie oft dem Wind gelauscht, er beruhigte die Seele, der Wind hatte keine Sorgen. Das Wispern schien sich langsam zu Worten zu formen, als wollte es ihr eine Botschaft vermitteln. Sie konnte nicht verstehen welche, doch sie war sich sicher, dass er ihr Trost spenden wollte.
Er -- meinte sie damit den Wind oder Quinn? Es war der Wind, und doch hörte es sich nach seiner mittlerweile auf eine bestimmte Weise vertrauten Stimme an. Sie betrachte ihn wieder aus der Entfernung, mehr als ein wenig von der Seite seines Gesichts konnte sie nicht erkennen, doch er schien wirklich mit jemandem zu reden. Sie erschrak, als er sich auf einmal umdrehte und ihr direkt in die Augen sah. Sah er darin die Reue, die sie überkam? Sah er endlich, was sie antrieb, immer weiter zu leben, warum sie nicht ausbrechen konnte? Was sie sich wünschte, wusste sie nicht.
„Was machst du noch hier? Ich dachte, du ... ihr seid längst wieder auf dem Weg nach Lanan." Sie erwachte aus der Starre, in die sie gefallen war, als er wieder das DU abgelegt hatte. Auf seine Frage konnte sie nur mit einem vorsichtigen, scheuen Kopfschütteln antworten, sie wusste die Antwort selbst nicht.
„Habe ich ...
... euch so sehr verletzt?", hörte sie ihn leise flüstern, wahrscheinlich waren seine Worte nicht für sie bestimmt gewesen. Dennoch antworte sie, ebenso leise, aber es war nicht fair, ihn in dem Glauben zu lassen, es wäre sein Fehler gewesen. „Du hast nichts getan, was falsch wäre. Nur ich habe etwas falsch gemacht."
„Was kann so schlimm sein, dass ihr eure Lebensfreude verliert? Unsere Wege trennen sich hier, deshalb lasst mir ein paar letzte Worte: Ihr seid etwas ganz Besonderes, egal was auch geschehen mag, lasst euch dies niemals ausreden. Ich habe noch nie eine so starke und zugleich verständnisvolle Frau getroffen, wie ihr es seid. Zerstört nicht eurer eigenes Leben, denn es ist etwas Wunderbares. Lebt wohl, Daria."
Sie wartete darauf, dass er sich nun umdrehen und gehen würde, doch wieder blieb er einfach stehen und sah sie mit seinem durchdringenden Blick an. Er hatte von der Freude des Lebens gesprochen, wo war sie jetzt? Sie schloss die Augen und wartete darauf, dass es vorbei gehen würde.
Leise Schritte waren zu hören, doch sie bewegten sich nicht von ihr weg. Sie kamen direkt auf sie zu, unaufhaltsam. Das nächste, was sie sah, war, dass er nur noch eine Armlänge von ihr entfernt stand. Ruckartig blieb er stehen, als er bemerkte, dass sie die Augen wieder geöffnet hatte.
Egal, was er vorgehabt hatte, irgendwann war einem alles egal. Sie hätte es viel früher tun sollen, noch mehr konnte sie nicht verlieren. Egal wie er reagieren würde, selbst wenn sie jetzt ...