Kein Kultur-Konflikt
Datum: 02.12.2017,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... an sie hinterließ einen tiefen Schmerz in meiner Brust. Warum die Geheimniskrämerei? Wird sie heute vielleicht verlobt? Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zu der Feier. Der Saal war nahezu voll, aber kurz, nachdem ich den Saal betreten und mich an das Stimmengewirr gewöhnt hatte, stand schon Aina neben mir. Sie umarmte mich nicht, sondern sagte nur kurz: „Vater will mit dir reden." Ich folgte ihr in ein abseits gelegenes Zimmer, wo ihr Vater mich begrüßte und umarmte, wie es seine Tradition gebot.
Lange erzählte er mir von seiner Heimat, von der Ehre seiner Sippe und die der Familie.
„Ich wollte und habe Ainas Ehre nicht befleckt", sagte ich.
„Nein, hast du auch nicht, sie gefällt dir aber - oder?"
„Ich mag nicht lügen und deswegen muss ich ja sagen, denn sie ist ein Engel."
„Genau damit hast du recht, und du warst mein Schutzengel - und Engel gehören zusammen."
„Wie, was - verstehe ich nicht."
„Ich würde gerne heute eure Verlobung bekannt geben."
Die Bombe war geplatzt. Gab es tatsächlich noch Väter, die über die Zukunft ihrer Töchter entscheiden durften? Mein Kopf platzte fast, liebend gerne wäre ich zu Aina gerannt und hätte sie an mich gerissen.
„Wenn du sie nicht haben willst, dann suche dir eine andere meiner Töchter aus. Jede wird mit dir gehen, denn ich stehe in tiefer Schuld zu dir, und ich würde ehrlos werden nach meinen Sitten, wenn ich dich nicht reichlich belohnen würde", sagte er eindringlich, weil ich wegen meiner wirren Gedanken nicht ...
... reagierte.
„Stopp, ich mag Aina, und wenn ich jemand haben möchte, dann nur sie. Aber will sie das auch? Darf ich in meiner, einer anderen Tradition als eure, so ein Angebot annehmen? Verstehe, dass es für mich nicht einfach ist."
Laut lachte er: „Im Krankenhaus war sie, ohne von dem Unfall zu wissen, immer sofort bei dir - und wie ausgewechselt. Sonst war sie immer ein stilles Mäuschen, bei dir ist sie sofort aufgeblüht. Ich habe sie am letzten Tag gefragt, ob sie dich mag und sie hat verlegen reagiert, sich nicht getraut, ja zu sagen. Die Mutter hat sie angemeckert, ihr gesagt, dass ich in deiner Schuld stehen würde, und Aina hat gefragt, ob sie dich weiter besuchen könne. Als du entlassen wurdest, ist sie heulend nach Hause gekommen - und da habe ich beschlossen, dass sie dich heiraten darf."
„Und wie soll das gehen?"
„Du musst ihr nur ihre Tradition lassen, sie will dich, und wenn es nach ihr geht, zieht sie noch heute das Brautkleid an. Nach deiner ‚Tradition' könnt ihr dann später heiraten."
„Wie, was, wo, wann?", stotterte ich, aber er rief nur: „AINA."
Die Tür ging auf, knallte gegen die Wand, ein Schatten sprang mich an - und völlig überrumpelt stürzte ich mit Aina im Arm zu Boden.
„Du willst mich auch?", fragte sie mich außer Atem.
„Wie kann man so einen Engel wie dich nicht haben wollen?"
„Wann? Was ist mit heute? Dann brauche ich nicht auf dich zu warten, keine schnappt dich mir weg und wir sind für immer zusammen."
„Geht doch nicht so ...