1. Verloren im Finsterwald


    Datum: 09.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

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    Kapitel 1: Hans und Grete
    
    Mitwirkende:
    
    Ein Fischer und seine Frau
    
    Eine Dschinn
    
    Peter Wolf und seine Frau Grete
    
    Hans und natürlich Chantal
    
    Er hatte sich diesen alten Katen, wie sie zuhauf an der Küste gestanden hatten, immer bewahrt. Größtenteils aus Holz, nur eine Wand aus großen Steinblöcken. Umgebaut, als die Wand dann doch zu morsch geworden war. Ein Reetdach zierte das Anwesen und ein kleiner Garten, in dem für den Eigenbedarf angebaut wurde. Ein altes Ruderboot schlummerte schief hinter dem löchrigen Zaun. Das Holzhaus hätte dringend eines neuen Anstriches bedurft, das Dach sah schon ziemlich windschief aus und war vielleicht sogar undicht. Wer weiß? Die Vermutung lag nahe, dass hier ein Fischer wohnte, dem der Reichtum nicht gerade aus den Knopflöchern schimmerte.
    
    Doch weit gefehlt. Der alte Fischer konnte nur mit dem Haupthaus, einer hochmodernen Villa mit viel Glas und Stahlbeton nichts anfangen. Was sollte er mit Swimmingpool, Sauna und Kellerbar, wenn für seine Bedürfnisse ein warmer Ofen und ein Grog reichten? So hatte er seit Jahren die 'Residenz', wie er es verächtlich nannte, seiner Frau überlassen und war in sein angestammtes 'Loch', wie sie es abfällig betitelte, gezogen.
    
    Auch innen war der Verfall auf den ersten Blick zu erkennen. Schiefe Stühle standen um den einzigen Holztisch, an einer Wand ein alter gusseiserner Ofen, der das ganze Haus erwärmen musste. Darüber Töpfe und weitere Küchenutensilien, ...
    ... daneben ein alter Bauernschrank, der weiß Gott woher seinen Weg in die Kate gefunden hatte und so gar nicht hierher zu passen schien.
    
    Angeln und Netze zierten eine weitere Wand, gebraucht und verschlissen, daneben eine Tür ins einzige weitere Zimmer, dem Schlafzimmer. Ein verzogener Kleiderschrank, dem eine Tür fehlte und die andere sich nicht mehr schließen ließ und ein Holzbett waren hier zu finden und, überraschenderweise, ein langes zweistöckiges Wandregal, voll mit Flaschen unterschiedlicher Herkunft und Größe. Wer den Besitzer gefragt hätte, hätte erfahren, dass er all diese Flaschen im Laufe seines Lebens aus dem Meer gefischt hatte und, sentimental wie er war, hier nach Datum geordnet aufbewahrte.
    
    Im Raum hielten sich zwei Personen auf. Ein Mann, dessen runzliges Gesicht aus dem Kopfkissen lugte und eine Frau ungefähr gleichen Alters im verblichenen Nachthemd, die seine Hand hielt. Der alte Fischer lag auf dem Sterbebett, als seine Frau ihn nach seinem letzten Wunsch fragte.
    
    „Zu spät, jetzt hab ich keinen mehr", antwortete er mit brüchiger Stimme, „aber früher, ja früher, als ich noch jung war, da hätte ich schon gerne ..."
    
    Mit einem Blick, der schon leicht glasig wurde, sah er seine Frau verträumt an. Sie war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt noch erkannte.
    
    „Was?", fragte sie liebevoll, wie schon seit Jahren nicht mehr.
    
    Sein bevorstehender Tod hatte sie sentimental werden lassen. Sie hatten sich nicht mehr viel zu sagen gehabt, die letzten Jahre, ...
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