1. Zweimal gelebt, zweimal gestorben 02


    Datum: 10.02.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... Mutter.
    
    Man ist die mutig, dachte er. Es sind doch gerade mal neunzehn Grad und wir haben März. Einen Augenblick blieb er unter dem Dach zwischen den Säulen stehen, die vor der Fassade eine Art Arkade bildeten. Das war eben ein Haus nach schinkelschem Baustil, wie Marie ihm erklärte, nur nicht von ihm selbst und völlig verkorkst gebaut. Die Tasche mit dem Laptop über der rechten Schulter ging er langsam auf sie zu, stellte sich vor sie hin und warf einen Schatten von sich auf ihr Gesicht. Ohne die Augen zu öffnen fragte sie, ob er seine Klausur beendet habe und ob sie gut geworden sei.
    
    „Denke schon", antwortete er.
    
    „Ha, wusste ich doch, dass du es bist, Marc!" Sie öffnete die Augen und lachte beim Sprechen.
    
    Marc sah sie an und war wieder von ihren weißen Zähnen fasziniert, die wie eine Perlenschnur glänzten. Die klitzekleine Zahnlücke in der Mitte, zwischen ihren oberen Schneidezähnen, gab ihr eine ganz persönliche Ausstrahlung, wenn sie lachte oder lächelte.
    
    Er fühlte sich vom ersten Tag ihrer Begegnung zu ihr magisch hingezogen.
    
    Auf dem Weg zum Hörsaal für die Einweisungsreferate kamen sich beide von links und rechts über den Flur, auf die Tür zukommend, entgegen. Er bemerkte sie erst nicht mit ihren ein Meter dreiundsechzig. Bei dem Andrang von weit größeren Studenten tauchte sie unter ihnen, im Blick von Marc, durch. Als sie sich an der Tür trafen bemerkte er sie, spürte ein kribbeln im Bauch und unten in der Wirbelsäule, lächelte sie an und sah in ihre ...
    ... dunklen Augen. Sie lächelte mit einem sehr interessierten Blick zurück und er gab ihr mit einer unmerklichen Verbeugung und einer einladenden Geste seines linken Armes den Vortritt. Sie schmunzelte, weil sie beide gut und gerne zusammen durch die Tür gepasst hätten. Selbst vier Leute hätten nebeneinander durchgehen können ohne sich zu berühren. Ein altes Gemäuer des neunzehnten Jahrhunderts. Tom blieb hinter ihr, verlor sie im Gedränge aus den Augen, beobachtete wie sich die ersten Reihen unterhalb von ihm schnell füllten, stellte sich neben den Eingang um sich mit dem Rücken an die Wand zu lehnen, hielt jedoch nur die Schulter angelehnt, mit den Beinen über Kreuz, die Laptoptasche vor den Oberschenkeln haltend und suchte nach ihr. Hätte man ihn gefragt, er würde nicht sagen können, warum er nun ausgerechnet sie suchte.
    
    Es beruhigte sich alles im Hörsaal und er entdeckte sie. Hinter ihr waren, drei Reihen oberhalb, noch einige Plätze frei und er steuerte darauf zu, um Platz zu nehmen. Leicht links von ihm versetzt konnte er ihr auf diesen lockigen Hinterkopf sehen und als wäre es nicht genug, drehte sich Marie um und sah ihn mit ihren Knopfaugen an. Ihr Gesicht wirkte mit den dichten und ziemlich zusammengewachsenen Augenbrauen und dem schmalen kantigen Gesicht sehr herb. Doch ihr Lächeln und die vorhandene Neugier in ihren Augen hoben diesen härteren Gesichtsausdruck auf.
    
    Ihre Blicke trafen sich und es fuhr ihm wieder dieses Kribbeln durch Mark und Bein.
    
    Danach sah ...
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