1. Verstoßen


    Datum: 13.01.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... versklavt. Vielleicht war sie die Letzte, eine Tote, die nicht wusste, dass sie tot war. Instinktiv griff sie nach ihrer Wunde, an die sie nur noch eine kleine Narbe erinnerte.
    
    Die Heilung einer derartigen Verletzung hätte früher für sie kein Problem dargestellt, doch heute, hier, an der Oberfläche, schien ihre Macht geschwächt zu sein. Das nagende Gefühl, ob die große Lolth sich von ihr abgewendet haben mochte, überkam sie, umklammerte ihr Herz mit eisigem Griff und ließ die Furcht in ihr wachsen.
    
    Ohne die Königin der Spinnen, ohne die große Lolth und die Macht, welche sie ihr gewährte, wäre Lledrith ein Nichts.
    
    *
    
    Zwei Tage später. Es war am späten Nachmittag und Lledrith saß vor dem Kamin und bereitete das Abendessen zu, als plötzlich die Tür aufgestossen wurde. Ein bulliger Ork mit einer schweren Kriegsaxt trat ein und knurrte auf orkisch: "<Mitkommen.>" Lledrith, die sich ihren Schrecken nicht anmerken ließ, folgte dem Ork ins Freie und fand sich vor einer Gruppe Orks wieder, welche den Eingang der Hütte umzingelt hatten. In ihrer Mitte stand ein selbst für einen Vertreter seiner Rasse muskulöser Halbork, dessen ranzige Felle und das Kettenhemd kaum seinen vernarbten und gestählten Körper verdecken konnte.
    
    In seiner Hand trug er einen mächtigen Kriegshammer und sein Kopf wurde durch einen großen, gehörnten Helm geschützt. Zu seinen Füßen kauerte Jagul, blutüberströmt und gekrümmt wie ein geprügelter Hund. "<Dein Gatte hat uns hergeführt.>", bellte der ...
    ... Halbork und lachte. "<Mussten ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, aber letzten Endes bekommen wir immer was wir wollen.>" Er und seine Männer setzten in ein schallendes Gelächter ein und er versetzte dem Haufen Elend namens Jagul zu seinen Füßen ein groben Tritt in die Seite.
    
    Schweigend sah Lledrith sich die Männer an. Grobschlächtige und schwer bewaffnete Orks, zwölf an der Zahl. Sie kamen nicht aus dem Unterreich, es schien sich tatsächlich um einfache, einheimische Banditen zu handeln und nicht um bezahlte Meuchelmörder aus dem Unterreich, wie sie zuerst dachte, die sie finden und töten sollten.
    
    "<Was wollt ihr?>", fragte die Drow. Der Halbork schnaubte, während er die Dunkelelfe lange und schweigen musterte. "<Plündern und vergewaltigen wollen wir!>", wieder brachen die Orks in ein grunzendes Gelächter aus. Dann fuhr der Halbork fort: "<Die Made hier ist uns in der Wildnis in die Hände gefallen. Haben ihn sicher zwei Stunden lang geprügelt und gefoltert, bis er endlich ausgespuckt hat, wo sein Haus ist. Gulbak hier>", er deutete auf einen fettbäuchigen Ork zu seiner linken, "<war dann noch besonders nett zu ihm und fragte, was uns hier erwarten würde und weißt du, was er uns sagte?>"
    
    Wortlos sah Lledrith den Bastard an. "<Er sagte: 'Da wartet eine Drow in meinem Bett!'>" Wieder Gelächter. Kalt blickte sie den geschundenen Menschen an und obwohl sie sich sicher war, dass er ihr Gespräch nicht verstanden hatte, so musste er doch den Sinn begriffen haben. "Lledrith ...