1. Heißer Herbst 07 - Zwischen neun und zehn in der E


    Datum: 18.11.2019, Kategorien: Humor

    ... auch keinen besonderes spießigen Eindruck.“
    
    „Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast. Sabine aber wohl auch nicht. Die beruhigt sich gleich wieder. Jetzt dampft sie dahin wie ein Expresszug und sobald sie sich ausgepowert hat, ist sie wieder zahm wie ein Kätzchen.“
    
    „Ha, ha!. Kätzchen sind eigentlich immer wild, nie zahm! Die tun nur so, weil sie dann verwöhnt werden!“ Manu hatte so ihre Erfahrungen mit Katzen aller Altersstufen gemacht und mit spitzen Krallen auch. Gemütlich verfolgten sie die rasende Sabine und rechneten damit, dass diese entweder umdrehen oder auf die Freundinnen warten würde. Ganz allein hielt sie es sicher nicht lange aus.
    
    Tatsächlich trafen sie aber erst wieder auf Sabine, als ihr schmaler Feldweg auf die Kreisstraße nach Lüneburg traf. Dort, auf der anderen Straßenseite, gab es einen kleinen Auflauf. Ein Streifenwagen stand dort und zwei Polizisten versuchten eine Amtshandlung, die anscheinend von Zuschauern immer wieder durch Zwischenrufe gestört wurde. Als Susi und Manu neugierig näher kamen, sahen sie den ‚Stein des Anstoßes', eine komplett nackte Frau, etwa Anfang zwanzig, groß, schlank, mit wallenden dunklen Haaren, die vollkommen entspannt vor den Polizisten stand, in der Hand einen langen, kräftigen Stock, auf den sie sich lässig stützte. So ganz ernst schien sie die Staatsmacht nicht zu nehmen, denn ihr Augenmerk konzentrierte sich auf die Umgebung, in der einige Schafe grasten und ein zottiger Hund ungeduldig hin- und ...
    ... hertrottete.
    
    „Und was machen Sie da nackt in der Heide, Frau – äh – hrm …?“, fragte der ältere der beiden Polizisten gerade und schob seine Mütze zurück, als hindere ihn diese, die ganze nackte Pracht gebührend in Augenschein zu nehmen.
    
    „Micaela!“, half ihm die Nackte gelassen weiter, „aber du darfst Mica zu mir sagen. Was ich da mache? Ich hab‘ dir doch schon gesagt, dass ich die Schäferin bin. Und was machen Schäfer so im Allgemeinen? Hm? Sie weiden ihre Herde!“, dabei wies sie mit ausladender Geste auf die rundum friedlich grasenden Wollknäuel.
    
    „Aber doch nicht nackt!“, protestierte der Gesetzeshüter.
    
    „Und warum nicht? Die Schafe sind nackt, der Hund ist nackt, warum darf die Schäferin nicht auch nackt ihre Arbeit verrichten?“
    
    „Das ist Erregung öffentlichen Ärgernisses! Das geht nicht!“
    
    Auf einmal mischte sich Sabine ein. Mag sein, dass sie wegen der mütterlichen Rüge noch ein wenig übermotiviert war, jedenfalls baute sie sich in aller Länge von mehr als ein Meter siebzig vor dem Mann in Grün auf. „Was heißt denn hier öffentlich? Und von welcher Erregung sprechen Sie überhaupt? Die Heide ist alles eher, nur nicht die Öffentlichkeit! Das ist einsamstes Gelände. Die Frau Schäfer – äh – Schäferin wandert schon seit Monaten, den ganzen Sommer über, nackt durch die Heide mit ihren nackten Schafen und noch nie hat das jemand als Ärgernis empfunden. Die meisten Leute haben das ja gar nicht mitgekriegt, weil es eben so nichtöffentlich ist. Und überhaupt“, Sabine redet sich so ...
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