1. Zum Glück durchgeboxt


    Datum: 19.04.2019, Kategorien: Fetisch

    ... Erfahrungsschatz durch ihren Hang zur Selbstfesselung zurückgreifen.
    
    Ohne dass sie es erst merkte, hatte dieser Austausch mit dem Fremden auch Auswirkungen auf sie selber. Langsam, unmerklich, machte sich in ihr der Wunsch breit, wirklich keine Arme zu haben. Immer öfter ertappte sie sich dabei, in Google Suchbegriffe wie „Wunschamputation“ oder „Desires for disability“ einzugeben. Unter diesem Begriff fand sie zwar nicht, was ihr Unterbewusstsein suchte, wurde aber von Seite zu Seite weitergegeben. Jahre vergingen, bis sie fand, was sie suchte. Ja, es war eindeutig ein Angebot, Zehen, Finger, aber auch ganze Gliedmaßen, ganz nach Wunsch des „Kunden“ zu amputieren! Pia ließ dieses Angebot nicht mehr los. Immer wieder wählte sie diese Homepage. War sie nun endgültig verrückt, dachte sie sich selbst. Aber mit jedem Mal, da sie die Seite sah, meinte sie, ihrem Wunsch einen Schritt näher zu kommen.
    
    Dann aber befahl sie sich selbst: Schluss mit diesen absurden Gedanken! Ist ein Mensch denn normal, der freiwillig auf seine Arme verzichtet? Sie musste selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, wie sollte das gehen, ohne Arme? Keine Arme zu haben: was ist daran Traum und Phantasie, wie wäre die Wirklichkeit? Aber kommt sie mit gefesselten Armen nicht auch ganz gut zurecht? Empfindet sie es nicht eher als Befreiung denn als Belastung, wenn sie ihre Hände nicht verwenden kann? Stellt sich nicht auch noch immer dieses Glücksgefühl ein und das nun schon seit Jahren?
    
    Etwa ein ...
    ... Jahr kämpfte Pia mit sich selbst. Eines Abends hatte sie errechnet, dass Flug, Aufenthalt und Amputation für sie durchaus leistbar wären. Auch eine Bescheinigung mit einer plausiblen Begründung, warum die Arme amputiert werden müssten, war im Angebot inkludiert. Einzig war da noch zu klären, wie sie anschließend nachhause kommen würde. Hinzureisen wäre ja kein Problem, aber wie reist man ohne Arme wieder zurück?
    
    Ihre Gedanken wurden immer realer und das schien sich auch in ihrem Austausch mit ihrem Internetpartner immer deutlicher zum Ausdruck zu kommen. Jedenfalls fragte er einmal bei Pia an, ob sie auch wirklich keine Arme habe oder ob sie ihm etwas vorspiele. Zwei Tage wartete Pia mit ihrer Antwort, dann beschloss sie, Tabula rasa zu machen. Er habe sie durchschaut, schrieb sie. Ja, sie habe zwei Arme. Seit ihrer Jugendzeit ist aber in ihr der Wunsch immer mächtiger geworden, auf ihre Arme zu verzichten. Jetzt hätte sie eine Klinik gefunden, wo man ihr diesen Wunsch erfüllen würde. Um ihn umzusetzen, brauche sie aber eine Reisebegleitung. Ob er mitkommen wolle? Seine Reisekosten müsste er wohl selbst übernehmen und er müsste ihr versprechen, sie wieder nachhause zu bringen.
    
    Pia glaubte schon, ihn nun verscheucht zu haben. Nach vier endlos langen Tagen sagte er einem Date zu. Sie verabredeten sich in einem Café. Pia ging mit gemischten Gefühlen hin. Sollte sie der Mut doch verlassen, bräuchte sie sich ja nicht zu erkennen geben, dachte sie. Daraus wurde aber nichts, im ...
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