1. Oben


    Datum: 07.02.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... kleinsinnige Geraffel meiner Heimat brennend gern hinter mir lassen, diese jammervolle, talsolenhafte Seelenlage, immerfort zum Gekränktsein bereit und dieses stete didaktische Bedürfnis mit sich herum schleppend, diese ekelhafte Freude am Besserwissen und Maßregeln... von denen wollte ich nichts wissen.
    
    Ich wollte ihre deutschen Gesichter nicht sehen und noch weniger ihre Ansichten hören, mir war's egal, wo sie „letschtes Jahr" im Urlaub gewesen und ob unter Merkel Stillstand im Lande ausgebrochen sei. Ich wollte gern ein Graubrot essen und einen Käse und meine Hand heimlich unter den Arsch von Steffi schieben und ihn, den wandergestrafften, kneten. Sowas erlaubte sie, konnte es sogar geniessen und wackelte vergnügt mit dem Becken, wenn es alles unter dem Tisch geschah. Dann sah sie mich verliebt an und ihre süssen Sommersprossen blinkten noch eine Spur kecker als sonst.
    
    Hatte aber heute Abend nicht stattgefunden. Die Schwaben, mit ihrem unendlich langsamen Dialekt, hatten im Alleingang das Gespräch bestritten. Ich beschränkte mich auf kauen und nicken, Steffi schlang ihr Essen, um sofort aufzuspringen und, wie sie sagte, „den Sonnenuntergang zu trinken". Fort war sie. Ich sass und kaute und verhielt mich im Übrigen indifferent. Die beiden Schwaben erzählten unverdrossen, das heisst, er erzählte und sie sekundierte alle zwei Minuten, wenn sie dazu aufgefordert war: „Nicht wahr, Ursel?!" „Ajo." „Stimmt doch, Ursel?!" „Hmm." „So warsch doch, nisch?" „Genauso warsch." Er ...
    ... war ein bisschen dick, aber muskulös; sie hatte was teigiges, unkonkretes und dünnes Haar. Beide trugen sie das gleiche T-Shirt, ein Krankenkassenlogo prangte drauf, enge Shirts, für einem Halbmarathon ergattert, wie ich gegen meinen Willen erfuhr. Sie trugen es stolz auf der Haut, bei ihm lugte eine feste, braungebrannte Plautze unten hervor, bei ihr hingen zwei grosse lasche Titten dahinter mit fingerhutgrossen Nippeln, die sich scharf durch die Kunstfaser drückten.
    
    Ich merkte, dass ich ihr wohl schon eine Weile darauf gestarrt haben musste, denn sie warf mir plötzlich einen seltsamen Blick zu, halb Verwunderung, halb Empörung. Ich schaute einfach zurück. Mein Hirn war eh von ihrem Ehemann ausgeleert worden. Mehr als ein halbgares, schulterzuckendes Schuldgefühl fand da nicht mehr statt. Ich schaute sie an, bis sie rot wurde und ihre fast wie im Schrecken geweiteten, brauenlosen Augen abwandte. Ich schenkte mir Kräutertee ein. Der Mann war irgendwie bei der grossen Politik gelandet und brachte sein Unverständnis zum Ausdruck, wie die Amerikaner hätten Donald Trump wählen können. „Des war ka Wahlbetrug. Der Ami ist so. Ich will nisch sagen, dass die alle blöd sinn, des kamma ja so nisch pauschalisiern. Aber guck Dir mal des Schulsystem bei denen an!" Aus jedem Satz troff die Gewissheit, dass sowas in Deutschland nicht hätte passieren können. In Schwaben schon gar nicht. Die Frau („Ursel") zupfte an ihrem Marathonshirt und wagte wieder einen Blick herüber. Ihre Brustwarzen ...
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