1. Auf Montage Teil 42


    Datum: 22.10.2017, Kategorien: Transen

    ... Beate zeigt dass sie es nicht will, nicht kann.
    
    Nicht solange sie noch weitererzählen muss. „Am nächsten Tag war ich bei meinen Großeltern, den Eltern meines Vaters. Wir hatten kein gutes Verhältnis, sie mochten meine Mutter nicht besonders, meine Mama kam von drüben, aus der Ostzone. Wir trauerten nicht zusammen, sondern jeder für sich. Meine Großeltern haben auch für das Begräbnis gesorgt, ich war zu jung und stand immer noch unter Schock.
    
    Die Beerdigung…“, Beate stockt, bearbeitet die Papiertaschentücher, presst sie zusammen, lockert sie wieder um sie dann wieder zusammenzupressen. Regina schaut ihr dabei zu, Tränen laufen ihr aus den Augen, sie sieht wie Beate leidet. Sie gibt sich die Schuld dafür, sie wollte doch hier her!
    
    „Bei der Beerdigung“, Beate spricht weiter, „als ich da in die Kirche kam da dachte ich das ich sie riechen kann, ich ihr verbranntes Fleisch rieche. Ich konnte dort nicht reingehen, habe mich gewehrt als meine Großeltern mich mit nehmen wollten. Sie haben von mir gesagt dass ich gefühllos sei. Aber ich war nicht gefühllos, darum konnte ich ja nicht dort rein gehen. Ich wollte meine Mama und meinen Papa so in Erinnerung behalten wie sie waren und nicht diesen Geruch in die Nase bekommen.
    
    Genauso konnte ich nicht auf den Friedhof gehen, konnte nicht vor dem Grab stehen weil immer daran dachte was da unten ist, das da zwei Kisten eingegraben waren und in diesen Kisten liegen zwei verbrannte Körper. Nicht meine Eltern. Das waren nicht meine ...
    ... Eltern!“
    
    Jetzt erst kommen Beate die Tränen, sie schaut Regina an. „Ich weiß nicht mehr was meine letzten Worte an meinen Vater waren, wahrscheinlich ‚Gute Nacht Papa‘, aber die letzten Worte an meine Mutter waren. "Ist gut Mama."
    
    Ich hätte ihnen gerne noch so viel gesagt, gesagt das ich sie liebe, das ich sie brauche, aber es war zu spät, sie waren fort, für immer fort“ Sie schaut Regina an, „Darum kann ich nicht zu ihrem Grab gehen“. Regina legt den Arm um sie, Beate lässt es nun zu. „Das mit dem Geruch habe nie jemanden gesagt, es hat mich lange verfolgt“ Beate weint leise an Reginas Schulter. „Durch ihren Tod habe ich auch den Kontakt zu meinen Großeltern verloren, ich weiß nicht mal ob sie noch leben, ich möchte es auch nicht wissen.“
    
    Regina streichelt sie, immer noch kann sie keine Worte finden, sie kann Beate nur zeigen das sie nicht alleine ist. Eine Weile sitzen beide eng zusammen, es ist ihnen egal ob jemand vorbei kommt oder jemand ins Auto sieht. Langsam beruhigt sich Beate, die Tränen werden weniger, Regina schaut sie an und sagt, „Wir fahren Heim, Liebste“. Beate kann nur nicken.
    
    Es wird eine traurige und ruhige Fahrt nach Hause, Regina schaltet das Radio ein, doch das muntere Geplauder passt so gar nicht zu Ihrer Stimmung, also dreht sie es wieder ab. So oft es geht nimmt Regina Beates Hand oder berührt Sie an der Schulter. Sie fahren eine ganze Weile schweigend. Regina weiß nicht was sie Beate sagen kann, diesen Schmerz den sie erlebt hat kann man ...
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