1. Rapunzel 01


    Datum: 19.10.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... einen Klaps auf den kleinen festen Hintern. „Dann verzieh dich in die Küche, wo du hingehörst."
    
    Milch, Eier, Zucker und das verwünschte Mehl. Tanita gab sich die größte Mühe mit dem Pfannkuchenteig. Wenn Mick in so einer Stimmung war, konnte man ihn nur mit zwei Dingen wieder besänftigen: gutem Essen und Sex. Wobei sie sich bei der Reihenfolge manchmal nicht ganz sicher war.
    
    Während sie die erste Portion Teig in die Pfanne goss, dachte sie daran, wie sie als kleines Mädchen immer in der Küche neben ihm gestanden und beim Kochen zugeschaut hatte. Für sie war er damals der beste Koch der Welt gewesen, vor allem deshalb, weil er Pfannkuchen in der Luft wenden konnte. Mit solchen Tricks war ein Kind natürlich leicht zu beeindrucken und sie hatte sich eifrig alle möglichen Arbeitsschritte von ihm abgeschaut, bis sie es eines Abends war, die das Essen auf den Tisch brachte. Nur das Pfannkuchenwenden klappte immer noch nicht richtig, also wurde mal wieder eher ein Kaiserschmarrn daraus.
    
    Dann verzieh dich in die Küche, wo du hingehörst.
    
    Solche Sprüche meinte er zum Glück nicht ernst, aber trotzdem ärgerte sie sich irgendwie darüber. Sie taugte zu mehr als bloß zur Hausfrau. Schließlich hatte sie letztes Jahr ihr Abi gemacht, mit 1,6 sogar. Und was fing sie jetzt damit an? Sie hing Tag für Tag zu Hause rum und wartete darauf, dass Mick von der Arbeit kam. Toll.
    
    Tanita schüttelte den Kopf. In letzter Zeit kamen ihr immer öfter solche Gedanken. Sie liebte Mick, sie mochte ...
    ... die Gespräche mit ihm, hatte Spaß am Sex und an ihren gemeinsamen Unternehmungen. Aber die meiste Zeit musste sie allein totschlagen -- und putzen, kochen und lesen war ihr dann doch ein bisschen zu wenig.
    
    Sie erinnerte sich an die Schulzeit. Seit Mick sie zu sich genommen hatte, war es selbstverständlich für sie gewesen, dass er sie morgens zur Schule brachte und nachmittags pünktlich bereit stand um sie wieder abzuholen. Verlässlich wie ein Uhrwerk, von der zweiten bis zur dreizehnten Klasse. Immer war er da, um auf sie aufzupassen. Dieses Beschützerverhalten wurde fast noch stärker, als sie kein Kind mehr war und sich ihr kumpelhaftes Verhältnis wandelte. Trotzdem, auch wenn sie in ihrer Freizeit keine Kontakte zu Mitschülern gepflegt hatte, war die Schulzeit interessanter gewesen als ihr jetziger Alltag. Die geistige Herausforderung fehlte ihr. Sie war ein Mensch, der Spaß am Lernen hatte -- das wurde ihr erst jetzt so richtig bewusst -- aber irgendwie hatte sie nie den richtigen Moment gefunden, Mick zu sagen, dass sie eine Ausbildung machen wollte. Oder noch besser, studieren! Warum nicht die Möglichkeiten nutzen, die sich ihr boten?
    
    Tanita nahm die Pfanne vom Herd und lud die letzte Pfannkuchenruine auf den großen Teller um. „Ich sag 's ihm", nahm sie sich fest vor. „Heute noch, dann hab ich es hinter mir."
    
    Wenn Mick erst wieder gute Laune hatte, würde sie ihm schon klar machen, dass er ihr ruhig mehr zutrauen konnte.
    
    Er saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, die ...
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