1. Immer mit dem Wind 01


    Datum: 15.10.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... das war egal. Sobald wir festgemacht hatten und wir die Erlaubnis bekommen würden, würden wir von Bord gehen und uns umsehen. Dies war einer der Gründe, warum ich überhaupt zur See fuhr.
    
    Im Hafen flogen die Wurfleinen, die Festmacher wurden über die Poller gelegt und wir lagen fest. Da wir nichts mit der Ladung zu tun hatten, wartete wir nach einigen aufräumarbeitet auf die Freigabe, das Schiff zu verlassen. Der Bootsmann kam dann mit der erlösenden Nachricht, nachdem die Wachen eingeteilt waren. An diesem Tag hatte ich keine, und so hatte ich ab jetzt frei.
    
    In den letzten Tagen hatte ich mich mit Richard angefreundet. Wir waren in der gleichen Wache und er war einer der wenigen Deutschen an Bord. Richard war ehrlich gesagt fast das Gegenteil von mir. War ich eher zurückhaltend und drängte mich nie in den Vordergrund, so war er ein Draufgänger der sicher dem Teufel ins Gesicht lachen würde, wenn er ihn zu sehen bekam. Ein Bär von einem Mensch mit Händen wie Schaufeln. Gut, ein wenig einfältig aber ein Mords Kerl mit dem man sicher Bäume ausreißen konnte und ich war mir sicher, dass es besser war Richard als Freund zu haben als ihn sich zum Feind zu machen.
    
    Da Richard genauso wie ich Freiwache hatte, beschlossen wir beide zusammen los zu ziehen um uns die Stadt anzuschauen. Tja, sagen wir es gleich einmal in richtigen Worten. Wenn Seemänner sich eine Stadt anschauen dann richten sie als erstes ihren Blick danach, wo sie einen Kirchturm sehen. Denn die Weisheit sagt ...
    ... aus, wo ein Kirchturm, ist der Stadtkern und wo der Stadtkern ist, da ist was los. Oder ganz anders gesagt, man sucht einen Ort, wo etwas los ist.
    
    So schlenderten wir los und gingen bei wunderschönem Wetter Richtung Innenstadt. Endlich nach vielen Monaten sah ich wieder die ersten Palmen und ich wusste, ich war im Süden angekommen. Dazu kamen die ausländischen Gerüche die einem in der Nase lagen. Genauso die Menschen um einen herum. Rassige Südländer, fast alle mit sehr dunklem fast schwarzem Haar und einem etwas anderem Gesichtsschnitt, dazu dunkle Augen. Was einem sofort auffiel, war das überschäumende Temperament. Im Gegensatz zu ihnen waren wir sehr ruhig. Sofort fiel mir wieder auf, wie laut man reden konnte als wenn man sich an die Gurgel gehen wollte. Doch so war es nicht. Sie sagten sich eher guten Tag und wünschten sich gegenseitig alles Gute, als das sie etwas gegeneinander hatten. Dazu kam, dass unheimlich ausladende Gefuchtel mit den Händen und Armen. Bei ihnen hatte man immer den Eindruck, als wenn sie noch mehr mit dem Körper erzählten, als mit den schon überlauten Stimmen.
    
    Darüber in mich hinein grinsend, schlenderten Richard und ich leicht wankend weiter. Noch waren uns keine Landbeine gewachsen und so kam immer wieder die Frage auf, warum keiner das Land festband. Aber wir wussten, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis wir wieder vollkommen gerade gingen.
    
    Dann kamen wir in der Innenstadt an und sahen uns um. Sicher, Kneipen gab es hier, aber nicht ...
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