1. Immer mit dem Wind 01


    Datum: 15.10.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... verstand man sich wie immer auf Englisch, welches jeder Seemann spricht. Ansonsten war nichts, worüber es sich überhaupt zu berichten lohnt. Eben ein ganz normales Schiff, wie jedes andere auch.
    
    Da es schon am nächsten Morgen los gehen sollte, blieb ich an Bord, denn wenn ich eines nicht vertrug, dann Alkohol in Kombination mit Seegang. Mir machte die Schaukelei zum Glück nichts aus wie so vielen anderen. Besonders wenn man nach langer Zeit das erste Mal wieder die sich bewegenden Planken unter den Füssen hatte, war ein etwas seltsames Gefühl in der Magengegend, aber das verflog in den nächsten Stunden und ab dann war es einem egal. Dann kam die Zeit die zu bedauern, denen es nicht so gut ging. Wie oft hatte ich schon in Gesichter geblickt, die unnatürliche Farben hatten. Von Rot bis Blau, manchmal mit einem grünlichen Stich ging die Farbpalette und jedes Mal war ich wieder darüber froh, nicht dazu zu gehören.
    
    Es gab die aberwitzigsten Methoden dieses zu bekämpfen. Zum Beispiel meinte einmal einer zu mir, die beste Art Seekrankheit zu bekämpfen wäre es, ein Stück Specke an einen Faden zu binden, ihn dann herunterzuschlucken und dann am Faden zu ziehen. Ganz ehrlich, ich frage mich bis heute, wozu das gut sein soll. Ich habe es jedenfalls nie ausprobiert und noch nie jemanden gesehen, der es gemacht hätte. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass es dadurch nicht besser, sondern eher schlimmer wird.
    
    Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit. Die Leinen wurden gelöst ...
    ... und wir setzten die ersten Segel um ganz langsam und vorsichtig die Ausfahrt des Hafens zu erreichen. Erst als wir dieses passiert hatten, wurden die restlichen Segel gesetzt und wir stiegen in den Fockmast um auch noch die Toppsegel los zu machen die sich sofort mit dem leichten Wind des Morgens füllten und uns auf das Meer hinaus schoben.
    
    Endlich ging es wieder los. Die weite Welt wartete und ich war dazu bereit, sie zu sehen. Wohin es allerdings ging, wussten wir alle nicht genau. Der Alte hatte die Angewohnheit es niemandem vorher zu sagen. Gut, die Offiziere wussten es sicher, aber wir Decksleute nicht. Wir konnten nur an unserem Kurs feststellen, in welche Richtung es ging. Sonst war alles nur reine Spekulation. Der Kurs ging dieses Mal Richtung Süd und ich freute mich schon auf besseres Wetter und die dort herrschende Wärme. War es doch in Deutschland noch recht kühl.
    
    Erst zwei Tage später sickerte es durch. Die Passage sollte nach Spanien gehen, Atlantikküste und ich freute mich schon darauf. Doch vorher mussten wir noch durch die Biskaya. Hatte ich zuvor noch angenommen, dass der Kapitän den Weg an der Küste entlang nehmen würde, so wurde ich eines besseren belehrt. Er ließ ohne mit der Wimper zu zucken den Kurs direkt geradeaus nehmen und das mit unserer kleinen Nussschale. Respekt, sagte ich mir nur oder Wahnsinn und so hoffte ich nur, dass sich das Wetter halten würde. Doch das Hoffen tat keine Wirkung. Kaum hatten wir ein Drittel durch die Biskaya geschafft, ...
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