1. Immer mit dem Wind 01


    Datum: 15.10.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... ging es los. Das Barometer fiel ins Bodenlose und wir konnten förmlich fühlen, wie sich die See darauf vorbereitete, uns Schwierigkeiten zu machen.
    
    Und so kam es dann auch. Innerhalb von Stunden verschlechterte sich das Wetter und immer mehr fast schwarze, bedrohlich wirkende Wolken bauten sich in der Ferne auf. Es würde nicht mehr lange dauern und wir würden einen auf die Mütze bekommen. Der Alte sah es mit festem Blick und ließ schon einmal zur Vorsorge die Segel reffen und Leichenfänger anbringen. So vorbereitet erwarteten wir das Unwetter was damit begann, dass der Wind vollkommen einschlief.
    
    Schlaff hingen die Segel in den Masten und nicht ein Lüftchen regte sich. Dazu war es unheimlich still geworden. Nur in der Ferne sah man in den schwarzen Wolken Blitze zucken und nur ab und zu hörte man ein dumpfes Grollen. Ansonsten schaukelte unser Schiff in einer sich langsam immer mehr aufbauende Dünung, die das Unwetter schon ankündigte. Die Luft wurde immer schwerer und drückender. Wie Blei ummantelte sie einen und schien mit Elektrizität aufgeladen zu sein. Und so stand die Mannschaft an der Reling und sah sich das sich bietende Wetterschauspiel an, während uns nur ein leises Knarren der Planken und Spanten begleitete.
    
    Dann, ganz plötzlich, als die schweren Wolken uns fast erreicht hatten, schoss wie aus heiterem Himmel die erste Böh auf uns zu. Sie kräuselte die Wasseroberfläche als wenn sie Gänsehaut bekam und wir konnten beobachten, wie sie auf unser Schiff ...
    ... traf. Mit einem Mal ging die Welt unter. Der Wind drückte unser Schiff zur Seite und ließ es weit überholen. Die Masten stöhnten geradezu auf und das ganze Schiff begann zu zittern. Doch zum Glück hatten wir die Segel gerefft und so schaukelten wir sofort wieder in die alte Position um dann wieder und immer wieder getroffen zu werden.
    
    Wenn ich es vorher noch nicht gewusst hatte wie es in der Hölle wäre, so wurde mit jetzt gezeigt, wie es sein würde. Der Wind heulte in den Masten und Tauen, die Wellen bauten sich immer weiter auf und der Himmel öffnete alle Schleusen. Wie eine Sturzflut kam der Regen über uns und die Welt ging unter. Nur eine halbe Stunde und wir waren in einem tosenden Chaos gefangen was uns zu zerreißen suchte. Blitz und Donner folgten ohne Pause. Dabei wurde es fast so dunkel wie in der Nacht und man konnte im Regen keine fünf Meter weit sehen.
    
    Jetzt stand der Alte selber am Ruder und versuchte das Schiff auf Kurs zu halten, der nichts mehr damit zu tun hatte, wohin wir wollten. Der Kapitän wollte sein Schiff und unsere Leben retten und dem Sturm so wenig Angriffsfläche zu bieten wie möglich.
    
    Die See baute sich immer mehr auf. Erste Schaumkronen bildeten sich auf den immer höher werdenden Wellen und wurden dann vom Wind abgerissen. War man im Wellental, sah man nur noch Wasser um einen herum. Wie zwei undurchdringliche Wände standen sie brodelnd an Back und Steuerbord. Wurde man dann auf einen Wellenkamm gehoben hätte man weit schauen können, wenn die ...
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