1. Immer mit dem Wind 01


    Datum: 15.10.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... Sicht nicht so schlecht gewesen wäre.
    
    Stunde um Stunde ging es weiter, es war kein Halten mehr, wohin man sah war Chaos an Deck. Das einzige was man tun konnte war, sich fest zu halten und dabei alles im Auge zu behalten, was sich losreißen konnte. Eigentlich war die Lage zum verzweifeln, aber der Alte stand am Ruder, wurde ab und an von einer Welle umspült, doch er zuckte anscheinend nicht mit einer Wimper. Wie ein Baum stand er da, bewegungslos und gerade, als wenn er an Deck festgenagelt wäre. Nur ab und zu drehte er am Steuerrad, doch wesentlich weniger als ich gedacht hätte. Er ließ dem Schiff seinen Willen und ging nicht dagegen an. Er wollte wohl dem Klabautermann seine Freiheit lassen und nicht dagegen an.
    
    Irgendwann kam dann die Nacht. Nur bemerkte es keiner. Der Unterschied war kaum zu sehen. Doch das Wetter änderte sich nicht im Geringsten. Man hatte eher den Eindruck, als wenn es noch schlimmer wurde. Aber das war schon fast nicht mehr möglich. Die aufgepeitschte See spielte mit uns wie mit einer Nussschale und immer noch stand der Alte am Ruder und starrte über Deck, als wenn er etwas sehen könnte, was uns verborgen blieb.
    
    So ging es drei Tage und Nächte lang und wir dachten schon, dass wir es nicht überleben würden. Doch dann beruhigte sich das Wetter langsam. Zuerst wurde es etwas heller und der Regen ließ nach. Dann besänftigte sich der Wind auf ein Normalmaß und wir lagen nur noch stark schwankend in der uns umgebenden Dünung.
    
    Erst jetzt, nach ...
    ... gut drei Tagen ließ der Alte das Ruder los und der Erste übernahm. Wie er es die drei Tage ausgehalten hatte war mir schleierhaft und ich zollte ihm meinen uneingeschränkten Respekt. Er ging dann schweren Schrittes unter Deck und ich sah ihn für zwei Tage nicht mehr.
    
    Jetzt hatte die Mannschaft endlich wieder Zeit sich um das Schiff zu kümmern. Zerrissene Segel wurden geflickt, die Bilge endlich soweit wie möglich gelenzt und so langsam stellte sich sowas wie Normalität ein. Ab jetzt begann der Arbeitsalltag der sich nur dadurch änderte, dass es merklich wärmer wurde. Noch nicht sommerlich, aber immerhin schon so warm, dass man mit kurzen Ärmeln arbeiten konnte, ohne das einem kalt wurde.
    
    Dann wenige Tage später sahen wir nach langer Zeit wieder Land. Nachdem wie wir unseren Kurs wieder geändert hatten mussten wir die Biskaya hinter uns gelassen haben und sahen jetzt entweder Spanien oder Portugal. Aber unser Kurs ging daran entlang und nicht weiter darauf zu. Also waren wir noch nicht am Ziel. Erst zwei Tage später kamen wir weiter unter Land. Jetzt war der Küstenstreifen schon wesentlich näher zu erkennen und man konnte Einzelzeiten unterscheiden. Genauso hatte man ab und zu den Eindruck, Land zu riechen. Ist man lange genug auf See entdeckt man, dass man Land riechen kann. Und genauso war es hier auch.
    
    Am nächsten Tag steuerten wir dann endgültig auf das Festland zu und sahen wenig später die Einfahrt zu einem Hafen. Die dazu gehörende Stadt war nicht sehr groß, aber ...
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