1. Das Ende vom Lied 04


    Datum: 13.10.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... der Fall sein.
    
    Und dann kam die Einladung. Sie war vormittags plötzlich in meiner Inbox und ich starrte sie an wie eine Giftschlange. Eine meeting-Anfrage von Encarnation für heute. Was wollte sie von mir? Ich zögerte, nahm mir etwas anders vor, starrte dann wieder lange auf meinen Bildschirm. Was steckte dahinter? Schliesslich öffnete ich die Einladung, denn sie trug den Titel des mir bekannten Projektes „Akeros" .... und seufzte erleichtert auf: ein Kollege von der Vertriebsabteilung war ebenfalls eingeladen und hatte zugesagt.
    
    Ich schaute auf die Uhr. Der Termin war in wenigen Minuten, das hatte ich mit meinem Zögern erreicht, Mist! Ich schaute kurz, in welchem Meetingraum der Termin war und fluchte innerlich: ausgerechnet Raum „Denver".
    
    Unsere Meetingräume sind nach Firmenstandorten benannt und Denver war erst kürzlich eingerichtet worden, weil alle anderen Räume ständig belegt waren. Es war ein recht grosser, aber fensterloser Raum am hinteren Ende unseres Lagers, weit weg von allen anderen Räumen, kalt im Winter, heiss im Sommer, es roch nach Maschinen, weshalb er trotz der Raumnot meist leer bleib.
    
    Ich schnappte meinen Laptop, Block und Stift und trabt los. Mir graute innerlich davor, Encarnacion wiederzusehen und ich hoffte inständig, sie würde vor Martin, dem Vertriebler keine Anspielungen machen.
    
    Ich erreichte Denver, öffnete schwungvoll die Tür und erstarrte: obwohl ich fünf Minuten zu spät war war Martin nicht da. Encarnacion stand neben einem ...
    ... verkleinerten Modell unserer Maschinen, das auf einem Rollwagen stand und grinste mich breit an.
    
    Mit ihren glattledernen schwarzen overknee-Schlampenstiefeln, dem sehr kurzen Rock und ihrer etwas zu weit geöffneten Bluse hätte sie aufregend aussehen können, aber ihr Anblick und ihr breites Grinsen bewirkten genau das Gegenteil. Anstatt eine aufregende Frau zu sehen kroch die Angst in mir hoch.
    
    „Martin noch nicht hier?" sagte ich abrupt um meine Unsicherheit zu überbrücken. Immer noch grinsend antwortete Sie mit ihrer rauhen Stimme:
    
    „Nein, leider nicht." Das „leider" war ironisch betont, sie grinste mich unverwandt an und ich wollte gerade etwas sagen, als unsere beiden Handys fast gleichzeitig „ping" sagten. Wir schauten jeder auf seinen Display. Mit Schrecken las ich die Nachricht von Martin:
    
    „ Bin beim Kunden hängengeblieben, können wir auf Morgen verschieben, 10.00?". Encarnacion tippte irgendetwas, ich hörte „ping" und las: „ja, passt". Sie tippte weiter und ich sah, dass die Besprechung auf morgen früh verschoben war. Sie schaute auf, ihr Grinsen wurde noch breiter als sie maliziös sagt:e
    
    „Ich liebe es wenn es im Kalender unerwartet Platz gibt," ich machte ein zustimmendes Geräusch, „was machen wir denn nun mit der freien Zeit?" Ich murmelte etwas von einem vollen Kalender, Termine, aber sie unterbrach mich: „Na wenigstens die nächsten 20 Minuten hast Du Zeit, du hast mein meeting angenommen" ihr Grinsen hatte nun etwas Gehässiges, „ da können wir uns doch ...
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