1. Eine nicht alltaeglicheFrau 02


    Datum: 03.10.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... vieles: Sie war nervig, sie war anstrengend, sie war kompliziert, sie war unvorhersehbar, sie war sprunghaft, aber eines war sie ganz sicher nicht: Sie war nicht unaufrichtig. Sie war immer echt.
    
    So auch jetzt.
    
    Ich kann Frauen, die ich sehr mag, einfach nichts abschlagen, und schon gar nicht, wenn sie weinen.
    
    Ich drehte mich zu ihr um und nahm sie in den Arm.
    
    "Mike, es...es tut mir..."
    
    Ich griff in meine Hemdtasche, zog ne Kippe raus, steckte sie ihr zwischen die Lippen und gab ihr Feuer.
    
    "Komm, das wird dich beruhigen, Agnetha. Ein bisschen wenigstens."
    
    Zigaretten halfen bei ihr immer. Wenigstens kurzfristig.
    
    Sie zog gierig an der Kippe. Wie eine Ertrinkende.
    
    "Mike,es tut mir wirklich sehr..."
    
    "Hey, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, und das ist keine Floskel. Und hör bitte endlich auf zu weinen, Kleines. Hörst du? Hör bitte auf damit."
    
    Jetzt zog sie kräftig an meinem Hemdkragen.
    
    "Ich will aber, und vor allem will ich, dass du endlich etwas verstehst. Über mich. Etwas sehr Wichtiges. Weil..."
    
    Ihre Augen blickten feucht. Sie begann erneut zu weinen.
    
    Ich strich ihr über die Wangen.
    
    "Komm. Nicht hier. Nicht mitten im Treppenhaus."
    
    Sie lehnte im Türrahmen, den Kopf an meine Schultern gelehnt, ihre Arme um meine Hüften.
    
    "Mike, ich weiß, ich bin...nun, ich bin etwas eigenartig in gewissen Dingen, aber..."
    
    Im Stockwerk über ihrer Wohnung war es schon seit einigen Minuten deutlich unruhig, und diese Unruhe nahm ...
    ... zu.
    
    "Unmöglich, dieses Haus! Nicht wahr, Herr Krause? Es wird immer schlimmer. Die Jugend von heute."
    
    Lisa Becker, der Hausdrache. Der Hausdetektiv.
    
    Sie ließ ihren Worten einen tiefen Seufzer folgen, der die ganze moralische Verkommenheit dieser Welt ausdrückte.
    
    Und Krause, ihr unmittelbarer Nachbar.
    
    "Da ist wohl nicht viel zu machen, verehrte Frau Becker."
    
    Erneut ein tiefer Seufzer von Frau Becker.
    
    "Wie Recht sie haben, mein lieber Krause. Ach, was bin ich froh, dass ich sie als Nachbar habe. So kultiviert und verständnisvoll. So voller Rücksicht. Daran könnten sich manche hier im Haus ein Beispiel nehmen."
    
    Den letzten Satz betonte sie ausdrücklich, den Kopf über das Geländer gebeugt. Ich sah es aus den Augenwinkeln.
    
    "Lieber Krause, man merkt einfach, dass sie in einem künstlerischen Beruf tätig sind."
    
    Krause und in einem künstlerischen Beruf tätig? Nun, im weitesten Sinne konnte man das von ihm vielleicht tatsächlich behaupten. Er war seit über 30 Jahren Pförtner in der Städtischen Kunsthalle.
    
    Damit dürften sich die Berührungspunkte zwischen Krause und der Kunst aber wohl erschöpft haben.
    
    Umgehend wurde Agnetha stinksauer.
    
    "Fick dich doch selbst, du alte Schachtel! Und der Krause soll sich einen schütteln! Das heißt, wenn er ihn überhaupt noch hoch bekommt."
    
    Ich hielt ihr den Mund zu. Sie versuchte, mich zurück in die Wohnung zu ziehen.
    
    "Nein. Bitte hör du zu, Agnetha. Hey, du bist, wie du bist, und..."
    
    Sie verschloß meine Lippen mit ...
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