1. Schwesternwohnheim


    Datum: 24.09.2018, Kategorien: Insel der Scham,

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    "Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg in Ihrem neuen Job", sagte Herr Mature und reichte Sven über den Schreibtisch hinweg die Hand.
    
    "Danke!", antwortete Sven strahlend und drückte die ihm angebotene Hand. "Und ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sage: Auf Nimmerwiedersehen!"
    
    "Nein! Das nehme ich Ihnen ganz bestimmt nicht übel!", lachte Herr Mature. "Und noch einmal: Toi toi toi!"
    
    Als Sven durch die Drehtür das Amt verließ, schaute er sich nicht um. Zwar war er mit seinem Sachbearbeiter immer gut ausgekommen, aber noch einmal wollte er diese zermürbende und trostlose Zeit nicht durchmachen. Und wenn er auch keinen Job in seinem erlernten Beruf vermittelt bekommen hatte, so würde er doch wieder eigenes Geld verdienen und brauchte nicht jeden Euro einzeln umdrehen.
    
    *
    
    Sven klopfte an die Tür mit der Aufschrift 'Personalverwaltung'. Noch unsicher, ob er eintreten oder warten sollte, wurde ihm die Entscheidung abgenommen, denn die Tür öffnete sich.
    
    "Ja bitte ...?"
    
    "Ähm ... ja ... Herr Mature schickt mich", stammelte Sven und seine Hand mit der Bewerbungsmappe schoß nach vorne. Sven war durchaus der eher coole Typ, den so schnell nichts aus der Ruhe brachte, aber auf diesen Anblick war er nicht vorbereitet.
    
    Vor ihm stand Frau Westerland, Personalchefin der Städtischen Klinik. Sven schätzte sie auf zirka 40 Jahre, und für seinen Geschmack war sie ein wenig zu klein und etwas zu drall. Aber anstatt ihre Mankos mit Geschick zu kaschieren, ...
    ... liebte sie es offenbar zu provozieren. Ihr Kostüm war eindeutig eine Nummer zu klein, der Rock war zu kurz und das Jäckchen spannte sich über eine Oberweite, die seinesgleichen suchte. Ihre Bluse spannte sich so, daß sie zwischen den Knöpfen aufklaffte und den Blick auf ihr Hemdchen frei gab. Ihre Frisur glich einem explodierten Heuhaufen. Sven hatte noch nie so viele Haare auf einem einzelnen Kopf gesehen. Das Platinblond harmonierte allerdings gut zu ihrem dunklen Teint. Hinter der modischen Brille blitzten ihn zwei blaue Augen an. Als sie nach der Mappe griff, sah Sven ihre langen, blutrot lackierten Fingernägel.
    
    "Na dann geben Sie mal her ... und kommen Sie herein."
    
    Elvira Westerland deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Sie selbst setzte sich auf die Kante ihres Schreibtisches und schaute Sven lange an. Dem wurde langsam heiß, was nicht nur daran lag, daß er die Situation nicht einschätzen konnte, sondern auch daran, daß Elviras Rock gefährlich in die Höhe gerutscht war. Viel fehlte jetzt wirklich nicht mehr, dann . . .
    
    "Wie alt sind Sie?", fragte Elvira, die sich erst gar nicht die Mühe machte, in die Unterlagen zu schauen.
    
    "28", antwortete Sven.
    
    "Und hat man Ihnen gesagt, um welche Tätigkeit es sich handelt?"
    
    Sven hüstelte kurz.
    
    "Herr Mature sprach von einer Stelle als Hausmeistergehilfe."
    
    "Ja! So war das eigentlich auch gedacht", meinte Elvira kopfnickend und kratzte sich dabei mit den blutrot lackierten Krallen über den bestrumpften ...
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