1. Farben der Welt Ch. 02


    Datum: 14.08.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... ich so gut wie immer in der Mitte, was mich allerdings nie wirklich gestört hat. Robert passte auf mich und sein Kind auf und Claudia war immer zur Stelle um mich aufzuheitern, wenn meine Laune mal wieder schwankte. Also so gut wie immer.
    
    Während ich noch überlegte, wie ich mein panisches Verhalten erklären sollte, sah meine Oma meine beiden Mitstreiter neben mir intensiv an. Musterte sie von oben bis unten, bevor sie mit besorgt klingender Stimme, das Wort an beide richtete:
    
    "Als mir Manuela vor einem halben Jahr erzählte, dass sie nicht nur mit einem Mann, sondern auch mit einer Frau zusammen sein will, hat mich das im ersten Moment sehr geschockt! Als sie mir dann sagte, sie will euch in unser Familiengeheimnis einweihen, war ich darüber noch viel weniger begeistert!"
    
    Keiner im Raum wusste so recht, worauf meine Oma hinauswollte, dementsprechend war die Stimmung sehr angespannt. Besonders Robert und Claudia begannen, auf der harten Holzbank, unruhig hin und her zu rutschen. Bestimmt lag das auch daran, dass meine Oma, trotz weißer Haare, krummem Rücken und knappen 85 Jahren Lebenserfahrung, eine beeindruckende Erscheinung war, die augenblicklich die Aufmerksamkeit in einem Raum auf sich zog. Es war ein Leben voll Entbehrungen und Kämpfen, das tiefe Falten in ihr schmales Gesicht gegraben hat. Nur ihre Augen verrieten, ob ihr grimmiges Gesicht wirklich ernst zu nehmen war, oder ob sie freundlich gesinnt war. Doch in diesem Augenblich, war es selbst mir nicht ganz ...
    ... klar ersichtlich.
    
    "Und als sie mir dann auch noch reinen Wein einschenkte, dass sie schwanger ist, war ich, nett formuliert, entsetzt."
    
    Nun war die Stimmung komplett im Keller. Worauf wollte meine Oma hinaus?
    
    "Aber ich habe euch kennen gelernt, ihr wart für meine Enkelin treue Freunde und Weggefährten. Ihr habt das Geheimnis unserer Familie akzeptiert, und danach noch mehr zu Manuela gehalten. Und wenn ich mich nicht sehr irre, wird sie euch noch mehr brauchen. Denn seit mindestens 30 Generationen, ist sie die erste Frau in unserer Familie, die einen Sohn erwartet. Ist es nicht so meine Kleine?"
    
    Alle sahen mich entsetzt an. Ein Sohn, dass war unmöglich. Nie hatte es in den letzten 300 Jahren unser Familie etwas anderes gegeben als Töchter. Ich konnte nur stumm nicken. Die schiere Panik hatte mir die Kehle zugeschnürt. Meine 85 jährige Großmutter hatte den Mut etwas auszusprechen, was ich mich nicht einmal traute, in vollem Umfang zu begreifen. Die einzigen beiden, die nicht entsetzt oder aufgebracht wirkten, waren Claudia und Robert.
    
    "Aber warum seid ihr alle so verstört deswegen?", beschützend legte mir Robert einen Arm um die Schulter. Obwohl wir, seit wir uns kennen, fast immer zusammen waren, jagte mir diese einfache, beschützende Berührung wohlige Schauer durch meinen Körper.
    
    Auch Claudia reagierte ähnlich. Sie nahm zärtlich meine Hand und fragte alle versammelten: "Ist es nicht schön, endlich einen männlichen Erben zu bekommen?"
    
    Wieder war es meine ...
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