1. Farben der Welt Ch. 02


    Datum: 14.08.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... geendet hatte, wurde mir flau im Magen und ich brauchte ersteinmal ein paar Minuten, um mir der vollen Tragweite bewusst zu werden. ISowohl Robert, als auch Claudia verstanden eindeutig meine Reaktion nicht. Das konnte ich an ihren Gesichtern ablesen, ohne in ihre Gedanken einzutauchen. Nur dass beide zu wenig über die Vergangenheit meiner Familie wissen, um die ganze Tragweite begreifen zu können.
    
    Beide sahen mich nur an, strahlten geradezu, als ob ich mich freuen sollte. Doch kaum waren alle Informationen in mein Gehirn eingesunken und verarbeitet, rannte ich ohne mich noch einmal umzudrehen bei der Tür des Arztes raus, und war nur eine Minute später alleine im Taxi, und auf dem Weg zu meinen Eltern. Noch während der Fahrt hatte ich meine Geldbörse geöffnet und ein mehr als großzügigen Betrag herausgesucht. Noch bevor das Taxi vor dem alten, von Kletterpflanzen überwucherten Haus anhielt, sprang ich schon aus dem Auto, rannte in mein ehemaliges Zuhause und schnappte mir sofort alle Familienbücher, die ich finden konnte. Und seither saß ich nun am Boden. Wie lange, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen. Und auch, dass Claudia und Robert mittlerweile zu uns gestoßen waren, nahm ich nicht bewusst wahr.
    
    Langsam wurde die Zahl der Menschen, die mich beobachten mehr. Neben Claudia und meiner Mutter, kamen der Reihe nach auch Robert, mein Vater Hans, mein Großvater Christian, sowie meine Großmutter Gertrude in das kleine, staubige Zimmer.
    
    Besorgt sahen sich alle an ...
    ... und lauschten gespannt meinen Worten.
    
    "Großmutter Gertrude, Urgroßmutter Hildegard, Hannelore, Mariam Friderike, Dorothea,..." Immer wieder murmelte ich diese Worte, wie ein Mantra, das mir half mich zu konzentrieren. Stetig auf der Suche nach einer Antwort auf Fragen, die ich nicht zu stellen wagte.
    
    Unaufhörlich durchforstete ich die Bücher, während ich dabei von meiner Familie beobachtet wurde. Als ich eine Hand an meiner Schulter spürte, richtete ich meinen Blick, zum ersten Mal seit Stunden, nicht auf das vergilbte Papier, sondern in das warme und freundliche Gesicht meiner Oma. "Ich weiß jetzt was mit dir los ist und du wirst die Antwort nicht in diesen Büchern finden, meine Kleine! Lass es gut sein, und komm mit mir in die Küche."
    
    Gespannt sahen alle zu mir und meiner Oma, in Erwartung einer Erklärung. Doch alles, was sie bekamen, war ein erschöpftes Seufzen sowie ein Kopfschütteln von mir, und ein wissendes Lächeln von meiner Oma.
    
    Gemeinsam gingen wir, mit der neugierigen Meute im Schlepptau, in die Küche, wo ich, wie früher wenn ich Probleme hatte, von meiner Oma eine heiße Schokolade bekam. Erinnerungen an fröhliche Kindertage kamen in mir hoch, wurden jedoch sofort von Sorgen und Angst weggeschoben.
    
    Robert setzte sich rechts und Claudia links neben mich auf die alte Bank. Irgendwie hatte es sich, in meiner neuen, kleinen Familie, so eingelebt. Robert rechts, Claudia links. Sei es beim Einkaufen, Essen, oder beim gemeinsamen Liebesspiel. Irgendwie war ...
«1234...9»