1. Ferngesteuert


    Datum: 06.08.2018, Kategorien: Sehnsüchtige Hausfrauen

    ... jemandem für ein Blind Date."
    
    Er starrte mich an, als wäre ich ein Alien. "Ich dachte, du wärst glücklich verheiratet!"
    
    "Nicht für mich. Für eine ... Bekannte. Sie ... äh ... will mal erleben, wie so etwas funktioniert."
    
    Er ließ sich auf den Bürostuhl am Nachbartisch plumpsen. "Karl", seufzte er. "Ich weiß nicht ..."
    
    "Was? Bist du etwa schwul?" Nicht, dass er jemals den Eindruck erweckt hatte, aber man weiß ja nie ...
    
    "Nein, nein, das ist es nicht."
    
    "Also? Was ist dann dein Problem?"
    
    "Ich ... ich kann nicht mit Frauen umgehen. Ich fange an zu stottern, weiß nicht, was ich sagen soll."
    
    "Hmmm. Du bräuchtest also jemanden, der dir Stichworte gibt."
    
    Seine Augen leuchteten auf. "Würdest du das tun?"
    
    Ich schob einen Schreibblock und einen Stift zu ihm hinüber.
    
    "Nein!", protestierte er. "Ich habe eine viel bessere Idee."
    
    *
    
    Am darauffolgenden Freitag saß ich zu Hause vor meinem Computer, ein Headset auf dem Kopf, und sah, wie Andreas sich der Eckkneipe näherte. Genauer gesagt sah ich nur die Eckkneipe, denn das Livebild auf meinem Monitor stammte von einer Brille mit eingebauter Kamera, die er trug. Ihr Mikrofon übertrug nicht nur die Geräusche der Straße, sondern auch Andreas' schweres Atmen.
    
    "Ganz ruhig", sagte ich. "Keine Panik. Langsam atmen."
    
    Gott! Wie konnte man nur so nervös sein. Vor allem, da er sich überwunden hatte, statt seiner üblichen ausgewaschenen T-Shirts und Lotterjeans ein neu gekauftes Hemd und eine schwarze Edeljeans ...
    ... zu tragen.
    
    Er war vor dem Eingang stehengeblieben. "Ich kann das nicht", jammerte er.
    
    "Milliarden Männer haben das schon geschafft", versuchte ich ihm Mut zu machen. "Wieso solltest du versagen? Wenn du lächelst, schmelzen alle Frauenherzen."
    
    Okay, das war jetzt ein bisschen schmalzig...
    
    "Hör auf", sagte er, "so einen schmalzigen Scheiß zu reden."
    
    "Na gut. Weißt du noch deinen Begrüßungssatz?"
    
    "Hallo, ich bin Andreas. Schön dich kennenzulernen."
    
    "Siehst du, klappt doch. Auf jetzt!"
    
    Die Tür öffnete sich und machte den Blick frei in den Gastraum. Zu so früher Abendstunde waren die meisten Tische leer.
    
    "Sie ist noch nicht da."
    
    "Vielleicht sitzt sie im Nebenzimmer. Frag den Wirt." Das Bild schoss herum, als wäre die Brille heruntergefallen. "Langsamer", stöhnte ich. "Sonst kriege ich Kopfweh."
    
    "Sorry", murmelte er. Dann lauter: "Guten Abend. Ich bin mit Tina verabredet."
    
    "Sitzt im Hinterzimmer", kam Hermanns tiefes Bassgrollen. Sarah und ich kannten ihn schon seit wir in diese Wohnung gezogen waren. Er war jemand, der sich gerne mal an den Tisch setzte und plauderte. Er war auch jemand, der sehr deutlich seine Bedenken gesagt hatte, als wir ihm erzählt hatten, dass Tina bei uns eingezogen war. "Was willst du trinken, Junge?"
    
    "Ei-ein Wasser."
    
    Herrmann starrte ihn an. "Was???"
    
    "Bestell ein Bier", murmelte ich etwas zu spät ins Mikrofon. Herrmann konnte Wassertrinker nicht ausstehen.
    
    "Ein Bier", schnappte Andreas. "Sorry."
    
    "Alles ...
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