1. Heißer Herbst 10 - Elf Zentimeter oder gar vierzeh


    Datum: 05.08.2018, Kategorien: Humor

    ... Umkreis die Luft anhielten. Eine weiße, offenherzig getragene Seidenbluse, die zumindest den Eindruck erweckte, sie trage darunter keinen Büstenhalter. Genau sehen konnte man das zwar nicht, aber die Phantasie schlug jedenfalls Purzelbäume. Schwarze High Heels und Netzstrümpfe boten einen höchst erotischen Anblick, der von einem extrem kurzen Rock getoppt wurde. „Wow!“, rief Manu, „Susi, du siehst richtig verboten aus! Nun kommt, ihr zwei Paradiesvögel! Kopf hoch, Brust raus! Lasst uns shoppen, euer hässliches Entlein braucht sexy Dessous!“
    
    Von ‚hässlich‘ konnte natürlich keine Rede sein, auch in ‚nur‘ Jeans, Pulli und der knapp sitzenden Lederjacke aus Italien mit der Motoguzzi-Aufschrift war der kleine Rotschopf ein wahrer Hingucker. Erst recht, als die drei den ersten Laden enterten, der an der Ladenfront Büstenhalter und Tangaslips ausgestellt hatte. Denn Manu wollte alles auch zeigen, was ihr da angeboten wurde. Das sah zwar ein wenig merkwürdig aus, wenn sie die heißen Höschen über der Strumpfhose präsentierte – aus hygienischen Gründen durfte sie diese natürlich nicht auf nackter Haut vorführen – aber wenn sie hüftwackelnd vor ihrer Jury paradierte, gerieten schon ein paar Herren, die einen Blick darauf erhaschten, kurz aus dem Tritt. Leider war ihr das Angebot durchwegs zu bieder.
    
    „Warum gehen wir nicht gleich zu Beate Uhse?“, regte Sabine an
    
    „Weil wir da nicht rein dürfen?“, mutmaßte Manu. „Du schon gar nicht, du bist ja noch nicht einmal sechzehn.“ Das kam ...
    ... ein wenig herablassend, aber gleich fügte sie an: „Und ich bin so klein, dass mich sowieso jeder nach dem Ausweis fragt. Also vergiss es, es wird schon noch einen Laden geben. Inzwischen geben wir uns einen Cappuccino, oder?“
    
    Dagegen war nichts einzuwenden, höchstens, dass Susi und Sabine in der ‚Latte-Bar‘ mit eng geschlossenen Beinen sitzen mussten, weil ihnen hier eine Kenntnisnahme ihrer Unten-ohne-Strategie erst mal eher peinlich gewesen wäre. Später, als ihnen bewusst wurde, dass sie dort locker hätten punkten können und ihre Beine vorsichtig spreizten, nahm kein Schwein Notiz von ihnen. Dafür spitzte Sabine die Ohren. Von irgendwoher erklangen Musikfetzen. Chuck Berry’s Uraltnummer Maybellene glaubte sie zu erkennen. „Ich geh‘ mal gucken, bin gleich wieder da!“ Sie verschwand, Susi und Manu gönnten sich noch einen Cappu.
    
    Jailhouse
    
    Sabine folgte den Rock 'n‘ Roll-Klängen und gelangte zu einer Art Arena. Dort war eine Bühne aufgebaut, die Musik kam aus riesigen Lautsprechern, die rechts und links davon aufgehängt waren. Mehrere Paare tanzten zur Musik, die inzwischen zu Rock around the clock gewechselt hatte. Es sah aber eher nach Training aus, manche übten immer wieder dieselben Passagen, andere verließen die Bühne, machte Platz für weitere Paare. Ein Rock 'n‘ Roll Turnier! Sabine war fasziniert, so etwas hätte sie auch gern mal in Ovenbuch bei ihrem Tanzclub erlebt. Sie vergaß Susi und Manu und ihr Versprechen, bald zurückzukommen, überließ sich den Rhythmen ...
«12...567...19»