1. Heißer Herbst 10 - Elf Zentimeter oder gar vierzeh


    Datum: 05.08.2018, Kategorien: Humor

    ... Wiechert argwöhnisch und schnüffelte. „Sag mal, bist du betrunken, Sohn?“
    
    „Bin mit den Jungs versackt“, nuschelte Max, „hab vielleicht ein, zwei Bier getrunken. Alles easy, ich hau mich mal auf die Matratze. ‘schüss!“ Gespielt torkelnd tappte er die Treppe hinauf. Sabine war mit der Entwicklung zufrieden. Je weniger sie über den geplanten Ausflug erzählen musste, desto weniger brauchte sie zu lügen. Bisher hatte sie noch gar nichts Unwahres erzählt, nur halt nicht die ganze Wahrheit.
    
    „Was hat er eigentlich gemeint damit, wie Susi am besten aussieht?“, wunderte sich ihr Vater gerade, der nicht immer alles mitkriegte, was seine Sprösslinge betraf. Während seine Frau Nicole nach Worten rang, um ihm auf die Sprünge zu helfen, stopfte sich Sabine den Rest des Gugelhupfs in den Mund, spülte schnell mit Tee nach, stand auf und packte ihren Beutel.
    
    Schon in der Tür, drehte sie sich noch einmal kurz um. „Napft!“, verkündete sie mit vollem Mund und einige Kuchenbrösel entfernten sich unerlaubt von den Lippen. Dann eilte sie hinaus, ließ einen entgeisterten Vater und eine grinsende Mutter zurück.
    
    Manuela
    
    Manuela und Susi warteten schon an der Bushaltestelle, sehr ähnlich gekleidet wie Sabine. Jeans, Turnschuhe, Pulli, Jacke, denn es war kühl Mitte November. Susi hatte eine Stofftasche dabei, in der wohl ihr Minirock verstaut war, Manuela eine mittelgroße Reisetasche für die Alltagskleidung der beiden Schlampenaspirantinnen, denn sie hatte nicht nur die Aufgabe, die ...
    ... Einhaltung der Vorgaben zu überwachen, sondern auch, die Kleidungsstücke in Verwahrung zu nehmen, die während der Mutprobe nicht benötigt wurden. Die beiden Höschen zum Beispiel.
    
    Der Bus nach Lüneburg war mehr als voll, sie mussten stehen bleiben. Da konnten sie keine vertraulichen Gespräche führen, aktivierten ihre iPods und wiegten sich im Rhythmus der Musik. Jede in einem anderen. Dafür war der Zug nach Hamburg fast leer, so konnten sie ihre Aktion ungebremst durchhecheln. Der Plan sah vor, dass sich Sabine und Susi zuerst umzogen und dann alle drei gemeinsam das ganze Mannomann-Center durchwanderten, alle in Frage kommenden Schuhgeschäfte notierten – Manu hatte einen Notizblock und drei Stifte eingepackt – und dabei nach Geschäften Ausschau hielten, die Manuela mit ihrem Besuch beehren wollte. Nino war anlässlich ihres Geburtstages im Oktober sehr großzügig gewesen und hatte ihr erlaubt, sich neu einzukleiden – „aber so, dass ich auch was davon habe, wenn ich es dir wieder ausziehe!“
    
    Nach einigen Irrwegen in der Großstadt erreichten sie dennoch lange vor Mittag ihr Ziel. Susi und Sabine verschwanden umgehend in der Damentoilette. Als Susi endlich herauskam, hatte Manu bereits Sabines Outfit eingehend bewundert und in einem unbeobachteten Moment mit rascher Hand die Einhaltung der wichtigsten Regel kontrolliert. Aber auch Susi hatte sich – wenn schon, denn schon! – so hergerichtet, dass kurzfristig der Lärmpegel im Kaufhaus abzusinken schien, weil zumindest alle Männer im ...
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