Heißer Herbst 10 - Elf Zentimeter oder gar vierzeh
Datum: 05.08.2018,
Kategorien:
Humor
... und fiel gleich in die Standardschritte. Versonnen tanzte sie vor sich hin, als eine Tür krachend aufflog und ein schlaksiger junger Mann hereinstürmte. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, schrie er wild, rannte förmlich in Sabine hinein, die gerade in einer Drehung herumwirbelte. „Pass doch auf, du dumme Nuss!“, bellte er, ehe er Sabine auch nur eines Blickes gewürdigt hatte.
„Oh – äh – sorry!“, stammelte er, „ich wollte nicht so aggressiv sein, aber …“ Er rollte verzweifelt mit den Augen. „Aber Scheiße noch mal!“
„Was is’n los mit dir? Hat dir wer die Frühstücksflocken geklaut?“ Sabine war sichtlich noch ein wenig entrüstet.
„Nein, du, nicht wirklich. Entschuldige echt, es war nicht so gemeint. Ich wollte da mitmachen, bin extra aus Lübeck hergekommen und jetzt ist meine Partnerin nicht da!“
„Wie das denn?“
„Krank! Krank, einfach krank geworden ist sie! Ihr Vater wollte sie bringen, weil sie gestern schon vorausgefahren sind. Tante Geburtstag oder so. Dann hat sie sich wohl an den Torten überfressen und heute hängt sie über ‘m Klo und kotzt. Scheiße nochmal!“
„Hättet ihr denn gewinnen können?“
„Ach nee! Keine Spur von! Mitmachen ist alles. Manche hier machen das schon seit dem Kindergarten, Tessa und ich haben erst vor zwei Jahren angefangen. Schlecht sind wir nicht, aber gegen die Profis da haben wir nicht den Hauch einer Chance. Hätten wir nicht. Haben wir nicht, egal.“ Wieder rollte er verzweifelt seine Augen himmelwärts.
„Und jetzt?“
„Und jetzt? ...
... Und jetzt?“, äffte er Sabine nach. „Und jetzt fahr ich wieder heim. Zuschauen halt ich nicht aus. Einmal mitmachen, damit ich weiß, wo ich steh, das wär’s gewesen. Und jetzt? Nix!“
„Würdest du dich mit mir trauen?“ Sabine war erschrocken. Hatte sie das wirklich gesagt? Offenbar schon.
„Mit dir?“, fragte der Jüngling nämlich entgeistert.
„Äääh – ja – mit mir“, bestätigte Sabine tapfer, denn kneifen kam gar nicht in die Tüte. „Ich weiß zwar nicht, ob wir zusammenpassen, aber ich mach‘ den Sport auch schon über ein Jahr. Wenn wir keine zu komplizierten Figuren machen wollen, könnten wir das schon irgendwie hinkriegen. Wie heißt ’n du überhaupt, ich bin die Sabine.“
„Bernhard. Aber du solltest Barney sagen. Alle tun das. Komm mit!“ Er packte Sabines Hand und zerrte sie mit sich.
„He! Lass mich los!“
„Entschuldige!“ Er ließ trotzdem nicht los und so fand sich Sabine plötzlich hinter der Bühne wieder, in einer Art improvisierten Garderobe. Auf einer Reihe von Stühlen lagen Kleider, Taschen, Mäntel, Tücher, Regenschirme, aber mittendrin war ein freier Platz, etwa drei auf vier Meter. „Zeig mir was!“
„Wie, was?“
„Na, Schritte, Figuren und so weiter. Was du so drauf hast!“
„Allein? Ist doch gaga! Komm schon her!“ Und sie ging auf ihn zu, fasste seine Hand und begann mit den üblichen Grundschritten, einfachen, aber schnellen Kicks. Ganz automatisch fiel er ein. Offenbar harmonierten sie ganz gut, denn ihre Bewegungen wurden komplizierter, ohne dass schmerzhafte ...