1. Mit Absicht ins die Abhängigkeit


    Datum: 08.07.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... das denn noch nicht Beweis genug? Was
    
    war das für ein Mensch, der offensichtliches Vergnügen daran hatte einen
    
    anderen Menschen so zu demütigen. Gedanken rotierten in meinem Kopf. Ich
    
    hatte ihm meine Tasche schon gegeben, aber sie stand einfach nur neben ihm.
    
    Konnte ich noch aussteigen? Dies war ja der Beweis meiner Unterwerfung, den
    
    er haben wollte. Wenn ich nden nicht erbrachte, was dann? Wäre dann einfach
    
    alles zu Ende? Könnte ich mich jetzt einfach wieder anziehen, meine Tasche
    
    nehmen und gehen? Ich merkte, wie mein Atem schneller wurde. Konnte man mir
    
    meine widersprüchlichen Gedanken und Gefühle ansehen? Konnte er das?
    
    In dem Moment, als ich mir einen Ruck geben wollte um das Spiel zu beenden
    
    ging die Tür der Bar auf. Eine viel zu lange Schrecksekunde lähmte meinen
    
    Fluchtreflex gerade lang genug um mir die zweite Gefühlsaufwallung bewusst
    
    werden zu lassen, die in diesem Augenblick über mich kam: Erregung! Einen
    
    unglaubliche, nie gekannte Welle der Erregung fegte alle meine Ängste für
    
    einen kurzen Moment hinweg bevor sie sich in meiner Scham zusammenzog.
    
    Gleichzeitig kam die Angst wieder.
    
    Drei Personen betraten lachend den Raum, eine Frau und zwei Männer.
    
    Gebannt fixierte ich sie und wartete, bis sie mich entdecken würden, doch
    
    sie waren noch zu sehr mit sich beschäftigt. Sie waren gut gekleidet und
    
    alle sicher unter Dreißig. Vermutlich Banker oder ähnlich erfolgreiche
    
    Menschen. Ich wagte einen kurzen Blick zu ...
    ... IHM, doch er saß nicht an seinem
    
    Tisch. Panik stieg in mir hoch. Meine Tache war auch weg. Scheiße, was soll
    
    das?
    
    Ein Playboy-Pfiff ließ mich herumfahren. Die drei hatten mich entdeckt. Sie
    
    standen etwas unschlüssig auf halbem Weg zwischen Tür und Bar und musterten
    
    mich. Dann blickten sie einander an und tuschelten.
    
    Ich kann bis heute nicht sagen, warum ich in diesem Moment nicht panisch die
    
    Flucht ergriffen habe. Ich tat es nicht. Aus dem Augenwikel sah ich eine
    
    Bewegung im hinteren Bereich der Bar. Dort stand er, meine Tasche in der
    
    Hand, und legte gerade einen Kuss auf seinen Zeigefinger. Mein Blick muss
    
    sehr flehentlich gewesen sein, denn er zögerte nur eine schreckliche halbe
    
    Sekunde lang bis er sachte gegen seine Fingerspitze blies und mich so
    
    erlöste.
    
    Hektisch rappelte ich mich hoch und wollte mit meinen zwei Klamotten in der
    
    Hand zu ihm laufen als er sachte den Kopf schüttelte. Ich verstand. Erst
    
    anziehen. Meine Bewegungen waren fahrig und ich stieg einmal daneben, als
    
    ich den Rock anziehen wollte. Die drei sahen mir zu ohne sich zu rühren,
    
    waren aber - besonders die beiden Männer - sichtlich enttäuscht. Als ich
    
    den letzten Knopf meiner Bluse zugenestelt hatte setzte ich wieder an zu ihm
    
    zu eilen. Doch er schüttelte wieder den Kopf und deutete mit der Hand an,
    
    ich solle mich setzen.
    
    Fast schon resignierend erklomm ich den mir zunächst stehenden Barhocker und
    
    versuchte so normal wie möglich zu wirken. ...
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