HomoLepus 10
Datum: 01.06.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... getäuscht. Mir kam es sogar so vor, als wenn sie damit gerechnet hätte, als wenn sie einen Plan verfolgt hätte, der jetzt aufging. Sie kam auf mich zu und stellte sich an meine Seite, dann griff sie an das Fell und fand den zentralen Reißverschluss. Doch sie zog ihn nicht vollkommen herunter, sondern nur ein Stückchen auf.
Ich war mehr als überrascht, drehte mich in ihre Richtung und starrte ihr in die Augen. In ihrem Gesicht war keinerlei Regung festzustellen. Nur ihre Augen schienen von innen herauszuleuchten. Sie strahlten geradezu, als wenn die Neugierde aus ihnen direkt auf mich sprang.
Dann entfernte Sandra sich wieder von mir und ich stand wieder alleine da. Ich wusste in diesem Augenblick nicht, was ich machen sollte. Dieses Fell war mehr als nur ein Fell für mich. Es bedeckte nicht nur meinen Körper, es war zugleich Schutz. Eine Mauer gegen alles, was außerhalb war. Außerdem machte es mich zu dem, was ich war. Jedenfalls zum größten Teil.
Auf der anderen Seite war die Hitze, die mich langsam schmelzen ließ. Also versuchte ich es wenigstens ein wenig. Ich griff selber an den Reißverschluss und zog ihn so weit herunter, dass ein Luftzug unter das Fell kam. Das tat mehr als gut, und obwohl es draußen sicher mehr als warm war, verhieß es doch Abkühlung.
Ich kämpfte mit mir selber und entwickelte mit der Zeit eine einfache Lösung. Wenn ich das Fell auszog, konnte ich den Kopf auflassen, da dieser nicht mit dem anderen Teil verbunden war. Ich würde nicht nur ...
... meine Identität behalten, sondern zugleich auch noch anonym bleiben. Dies war mir wichtig, zumal mir einfiel, dass ich ja unter dem Fell nichts an hatte. Wenn ich es also auszog, hatte ich außer dem Kopf nichts mehr an. Doch gerade das würde mich schützen.
Der Entschluss es zu wagen festigte sich immer mehr in meinem Gehirn, besonders als die Strahlen der Sonne, die durch ein Fenster schienen, an mir heraufkrochen.
Wieder griff ich an den Reißverschluss und zog ihn dieses Mal ganz nach unten. Jetzt konnte ich das Fell mit einer gewundenen Bewegung von mir streifen, so wie ich es immer machte. Es war inzwischen eine mehr als eingeübte Bewegung und ich hätte jubeln können, als ich die kühlere Luft spürte, wie sie an meine Haut drang. Sie linderte sogleich meine Qual und ich konnte aufatmen.
Sandra hatte, währenddessen alles genau beobachtete und als sie merkte, dass ich mich gleich ausziehen würde, hob sie die Kamera und schoss eine ganze Serie von Bildern, was ich jedoch nicht mitbekam. Ich war zu sehr mit mir beschäftigt und schaute erst wieder auf, als ich vom Hals herab nackt war.
Seltsamerweise kam ich mir gar nicht so nackt vor, wie ich gedacht hätte. Wie ich schon vermutet hatte, war es gerade der Kopf, der mir den Schutz gab, den ich brachte. Der Rest war fast nicht von Belang.
Ich hob meinen Kopf und konnte gerade noch sehen, wie Sandra die Kamera vom Auge nahm. Dafür sah sie mich jetzt mit eigenen Augen von oben bis unten an, wobei ihr Blick einen kleinen ...