1. Schlimm's Maerchen: Schneewittchen


    Datum: 27.04.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... räusperte sich lautstark, „aber keine Tricks!"
    
    Er ging in die Knie, trieb das schwere Messer in den weichen Untergrund und nestelte seinen breiten Ledergürtel auf. Nun war es an Schneewittchen, trocken zu schlucken. Doch der übermächtige Wunsch, nicht sterben zu wollen, wischte ihre Angst und alle Gedanken an Sittlichkeit und gute Erziehung zur Seite. Sie schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen, so gut sie es vermochte, und spreizte ihre Beine noch mehr als zuvor.
    
    Dennoch konnte sie auf das Folgende nicht gefasst sein. Der scharfe Schmerz ließ sie hell aufschreien.
    
    „Oh ja, das gefällt dir, nicht wahr?", sagte eine raue, schnaufende Stimme unmittelbar über ihrem Gesicht.
    
    Die Furcht, ihn zu verärgern, brachte sie dazu, ihren nächsten Atem für ein lautes „Ja!" zu verschwenden.
    
    „Ja, genau, komm, sag' mir, wie sehr du es magst!", forderte er und Schneewittchen gehorchte.
    
    Im Takt seiner harten Stöße schrie sie aus voller Lunge, lobte ihn und feuerte ihn an. Sie versicherte ihm, dass es mit ihm genauso schön sei, wie sie es sich immer vorgestellt hatte; nein, besser noch. Sie beschwor ihn, nicht aufzuhören, bis sie zuletzt nur noch wildes Keuchen und unverständliche Schreie von sich geben konnte. Am Ende rammte er seinen zuckenden Pfahl noch einmal fest bis zum Anschlag in ihre wunde Höhle, ehe er sich schwer auf sie sinken ließ.
    
    Als Schneewittchen schon dachte, sie würde keine Luft mehr bekommen, weil sein Gewicht sie niederdrückte, stemmte er sich ...
    ... doch noch hoch und stand schwer atmend auf. Reflexartig schloss sie die Beine, rollte sich auf die Seite und blieb zusammengekauert liegen, ihre Tränen verbergend.
    
    „Los, komm, dein Hemd her!", kommandierte er.
    
    Was? Schneewittchen verstand nicht. Sie wischte mit dem Ärmel über ihre Augen und sah zu dem Mann hoch, der breitbeinig über ihr stand. Er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, seine Hose, die er im Liegen ausgezogen hatte, wieder aufzuheben, und schnell konzentrierte Schneewittchen ihren Blick auf seine Hand, die fordernd winkte.
    
    „Wieso? Das Nachthemd ist mein einziges Kleidungsstück. Willst du, dass ich nackt durch den Wald fliehen muss?"
    
    „Gib schon her!", bellte er, „ich brauche es als Beweis, dass du tot bist. So viel Blut, wie daran ist, könnte man tatsächlich meinen, ich hätte dich abgestochen."
    
    Schneewittchen drückte sich mit einem Arm hoch. Dann kam sie taumelnd auf die Füße und stützte sich mit einer Hand an dem Baumstamm hinter ihr ab.
    
    „Los, mach schon!", knurrte er ungeduldig, „ich kann ja schlecht ein Tier erlegen und sein Herz für deines ausgeben. Das ist schon mal einem Kollegen von mir schlecht bekommen, der es versucht hat."
    
    Wohl oder übel zog sie das zerrissene Hemd über den Kopf und reichte es ihrem Peiniger. Der stach noch ein paarmal auf den Stoff ein, um den vermeintlichen Mord durch weitere Schnitte und Löcher noch glaubwürdiger aussehen zu lassen. Schneewittchen sah ihm zitternd zu, die Arme schutzsuchend vor der Brust ...
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