1. Blind Date


    Datum: 22.04.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... ohne Hintergedanken.
    
    Hannah hatte wirklich ein bewundernswertes Talent für bildhafte Beschreibungen von Berührungen. Das machte den Telefonsex mit ihr so ungewöhnlich aufregend. Sie war ganz offensichtlich ein Mensch, der gerne und sehr bewusst berührte.
    
    „Ja", hauchte sie, plötzlich wieder einmal ergriffen. „Das würde ich auch sehr gerne erleben."
    
    Wir sprachen noch eine kurze Weile darüber, wie schön es wäre, nebeneinanderzuliegen und nicht durch so viele Kilometer getrennt zu werden, als mir die Idee völlig überraschend kam.
    
    Ich sprach es nicht an, denn sie hätte es mir ausgeredet. Ich vergewisserte mich nur, dass sie am Abend Zeit für mich haben würde. Und dann beendeten wir das Gespräch schließlich, als sie schon dabei war, einzuschlafen.
    
    Als ich nach einer eher kurzen Nacht erwachte, war ich mir absolut sicher, dass ich meinen Plan noch immer umsetzen wollte. Er war kindisch und kurzentschlossen, aber mangelnde Impulsivität konnte ich mir noch nie vorwerfen.
    
    Ich brauchte an diesem Samstagmorgen etwa eine Stunde, um von einem befreundeten Soldaten eine Bahncard auszuleihen und meine finanziellen Reserven zu mobilisieren. Und dann war ich allen Ernstes auf dem Weg.
    
    Hey... Ich war zwanzig, jung und dumm.
    
    Ich wusste, in welcher Stadt Hannah wohnte. Sogar in etwa, in welchem Stadtteil. Und mein Geld reichte für eine Strecke und ein billiges Hotel. Oder für Hin- und Rückfahrt. Also tat ich, womit man damals bei der Bahn noch durchkommen konnte: ...
    ... Ich fuhr schwarz, bis der Schaffner mich ansprach. Erst dann löste ich eine Fahrkarte.
    
    Und ich hatte Glück, denn ich kam immerhin bis ins Ruhrgebiet, bevor ich von dort aus ein Ticket nach Baden-Württemberg lösen musste, weil ich auch nicht mehr umsteigen würde.
    
    Damit entspannte sich meine finanzielle Situation allerdings schon einmal gehörig.
    
    Als ich ankam, war es früher Abend. Spät genug, um Hannah anzurufen.
    
    „Hallo mein Prinz", sagte sie ins Telefon, denn Telefonnummern konnten die Handys auch damals schon übertragen.
    
    „Hallo Prinzessin,", begrüßte ich sie. Es war unser persönlicher ‚Running Gag'.
    
    Nun... Wir waren wohl beide zwanzig, jung und dumm...
    
    „Ich bin hier", platzte ich dann heraus.
    
    „Wo?", fragte sie irritiert.
    
    „In deiner Stadt. Am Bahnhof."
    
    „Was?", keuchte sie erschrocken. „Wieso? Wie?"
    
    Es kostete mich ein paar Minuten, sie zu beruhigen. Und ein paar weitere, ihren letzten Widerstand zu überwinden.
    
    Als sie schließlich zustimmte mich zu treffen, war das vorherrschende Gefühl in ihrer Stimme eine Resignation, die ich nicht verstand. Aber ich war beflügelt, denn immerhin stimmte sie zu.
    
    Wir verabredeten uns auf dem großen Marktplatz vor dem örtlichen Dom. Der war nicht zu verfehlen und ich machte mich gleich dorthin auf den Weg. Vorsorglich nahm ich die Gegend in Augenschein und entschied spontan, zwei Kinokarten für die Abendvorstellung zu kaufen. So hätten wir ein wenig Zeit uns zu beschnuppern. Und sie würde nicht gleich ...
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