Liebe Tod und Neuanfang 05
Datum: 15.04.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... mir, obwohl es schon recht unangenehm war. Der einzige Schutz für uns war im Moment, dass wir fast auf der Erde kauerten. Wir waren also so niedrig wie möglich und ich hoffte innerlich, dass der Blitz uns nicht entdeckte.
Eva zitterte nicht nur, das Gewitter hatte sie anscheinend so in Angst versetzt, dass sie zu weinen begann. Das wiederum zerrte an meinen Nerven, denn ich hasste es, wenn Menschen in meiner Gegenwart weinten.
Irgendwie kam bei mir der Beschützerinstinkt hervor, denn ich zog sie so nah an mich heran, wie es ging, und streichelte ihr über das Haar, welches in einem Pferdeschwanz gebunden war.
Ihr Zittern ging langsam zurück, und als der nächste Blitz vom Himmel fuhr, zuckte sie schon nicht mehr so stark zusammen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass dieser wesentlich weiter weg gewesen war. Zumindest sagten mir die Sekunden das, die zwischen Blitz und Donner lagen.
Irgendwann löste sich Eva wieder von mir. Es wurde auch langsam Zeit, denn ihre zwanzig Minuten waren eigentlich schon überschritten. Sie sah zu mir herauf, und als ich das viele Wasser sah, was in ihren Augen schwamm, zog ich ein Taschetuch aus meiner Jackentasche und tupfte diese zärtlich weg.
Zum Glück trug sie keine Mascara und Wimperntusche, denn durch die Tränen hätte sie jetzt zerstört ausgesehen. So waren ihre Augen nur leicht gerötet.
Dann versuchte sie aufzustehen doch ich musste ihr ein wenig helfen, denn sie lange Zeit in der Hocke machte sich unangenehm bemerkbar. ...
... Als wir es dann geschafft hatten, begleitete ich sie zum Ausgang des Friedhofs, denn es regnete nach wie vor. Zwar nicht mehr so viel, aber es reichte aus, um sehr nass zu werden.
Dann richtete sie ihren Schritt nach links und ich folgte ihr, um weiterhin den Schirm über sie zu halten. Nur fünfhundert Meter weiter kamen wir an ein Bürogebäude, an dessen Eingang sie stehen blieb und sich zu mir drehte. Sie griff mit beiden Händen an meinen Kopf, zog ihn etwas herunter und stellte sich selber auf die Zehenspitzen. Dann bekam ich einen fast nicht zu spürenden Kuss auf eine Wange. Es war wohl das Dankeschön für meine geleisteten Dienste und ich fühlte mich reichlich belohnt. Immerhin hatte ich nicht damit gerechnet.
Dann drehte sie sich um und ging in das Gebäude hinein. Ich nahm an, dass dies der Grund war, warum sie immer zur gleichen Mittagszeit kam. Sie nutzte ihre Mittagspause dazu, zum Friedhof zu gehen.
Seit dieser Zeit begrüßten wir uns, wenn wir uns sahen. Wenn also nichts dazwischen kam, was nicht vorkam, jeden Montag, Mittwoch und Freitag. Ich war inzwischen zu einem freundlicheren „Hallo" übergegangen, das von ihr gleich beantwortet wurde. Sogar eine kleine Konversation konnte manchmal entstehen, wenn auch auf sehr seichtem Niveau. Wir sprachen über das Wetter oder Ähnliches, Persönliches kam nie zur Sprache, wurde von vornherein ausgeklammert. Es war mir auch ganz recht so und Eva ging es nicht anders.
Eines Tages, als wir wieder einmal nebeneinander am ...