1. Liebe Tod und Neuanfang 05


    Datum: 15.04.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Nase der Duft von einem Parfüm, was sicher nicht zu günstigen zählte. Es war ein alter Duft, das konnte man sofort erkennen. Nicht so sportlich wie die Heutigen, Modernen, sondern eher etwa süßlicher, weiblicher.
    
    Zumindest gefiel es mir wesentlich besser, als vieles was es heute gab.
    
    Bevor sie fertig war, ging ich nach Hause, denn ich hatte keinen Grund mehr dazu länger dort zu bleiben. Alles, was ich jetzt noch getan hätte, wäre als nicht mehr nötig aufgefallen.
    
    Alle Frauen hatte ich bis jetzt mit Silvia vergliche, bei ihr war es nicht anders. Was mir sofort auffiel, war, dass die beiden nichts, aber auch wirklich nichts Vergleichbares miteinander hatten. Sie waren grundverschiedene Typen. Aber damit war meine Neugierde und Analyse schon beendet. Oder zumindest fast. Denn ich hatte mich inzwischen fast daran gewöhnt, an den gleichen Tagen um die gleiche Zeit, auf dem Friedhof zu erscheinen. Es war eine neue Regelmäßigkeit, die ich lieben gelernt hatte. Seit dem Tod von Silvia war ich in immer mehr diesen Regelmäßigkeiten verfallen, um mein Leben in eine geordnete Bahn zu lenken. Es hielt mich davon ab, vollkommen die Spur zu verlieren. Es brachte mein Leben wieder in Ordnung, zumindest was das Leben an sich betraf.
    
    So kam es, dass ich sie immer öfter traf. Dabei entwickelte sich eine Art Drehbuch.
    
    Ich war immer vor ihr da, sagte mein „Guten Tag" wenn sie ankam, sie nickte mir zu, ohne dabei eine erkennbare Regung zu zeigen und begann mit ihrem tun. Dann war ...
    ... ich fertig und verließ den Ort, bevor sie ging. Das ging circa drei Monate lang so und wurde tatsächlich zu einem Ritual von mir.
    
    Dann geschah etwas Seltsames. An einem Montag kam sie nicht. Ich war fast verwirrt und blieb noch eine Stunde länger dort. Aber trotzdem erschien sie nicht. Auch am Mittwoch und Freitag kam sie nicht. Auch nicht zu anderen Zeiten als sonst, denn das Gras auf dem Grab wurde länger und länger. Auch die Rose wurde nicht ausgewechselt und welkte langsam dahin.
    
    Am nächsten Montag konnte ich es mir nicht mehr mit anschauen. Es passte einfach nicht, und als sie wieder nicht kam, machte ich es für sie. Ich ging sogar eine neue Rose kaufen und stellte sie statt der verwelkten in die Vase. Jetzt sah es wieder aus wie immer und ich war zufrieden.
    
    Erst zwei Wochen später sah ich sie das nächste Mal. Sie kam den Weg entlang wie immer und stand dann vor dem Grab ohne mich mehr zu beachten als sonst. Ich hatte mich die ganze Zeit weiterhin um mit um ihr Grab gekümmert und somit sah es aus, als wenn sie regelmäßig wie immer da gewesen wäre.
    
    Sie stand etwas davor und wirkte etwas verunsichert. Dann schnibbelte sie etwas, fast verlegen an dem Gras herum, obwohl es gar nichts zum Schneiden gab. Dann stand sie wieder davor, während ich noch beschäftigt war.
    
    „Waren sie das?", hörte ich auf einmal eine leise und hohe Stimme an mein Ohr dringen. Zuerst meinte ich sogar, mich verhört zu haben und fragte selber: „Bitte?"
    
    „Ich habe sie gefragt, ob sie sich ...
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