Euromillions Kapitel 01
Datum: 03.04.2018,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Prolog -- Ade Graues Leben
Es war immer die gleiche Scheisse in meinem Job. Gelangweilte Hausfrauen und verpeilte Teenager-Rotzgören bestellen Kleider und Schuhe, welche sie nicht bezahlen können. Und ich, als Buchhalter bei einem großen Versandhaus, konnte den Kunden dann nachrennen, mir dämliche Ausreden oder offensichtliche Lügen anhören. Aber allzu lange dauerte das ganze wohl auch nicht mehr. Unsere Firmenbosse hatten das Gefühl, man könne die ganze Buchhaltung ja nach Polen auslagern. Richtig gelesen, nach Polen! Nimmt mich ja Wunder, wie die Polen reagieren, wenn einer aus dem tiefsten Bayern anruft und Fragen zu einer Rechnung hat. Aber die Polen sind halt günstig. Kein Wunder, so heruntergekommen wie es dort überall ist -- da haben sie auch nicht so hohe Lebenshaltungskosten. Wobei, ein paar Mitarbeiter wollten die Bosse noch hier in Deutschland behalten -- und so wetteiferten alle Mitarbeiter darum, wer am besten und längsten arbeiten kann.
Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Ich bin Andreas, ein Durschnittstyp von 40 Jahren. Haare sind schon weg auf dem Kopf und mein Aussehen ist auch nicht gerade umwerfend -- so bin ich nach ein paar eher kurzen Beziehungen solo. Ich arbeite als Sachbearbeiter in der Buchhaltung, also alles in allem der absolute Durchschnittstyp -- oder sollte ich besser sagen Nullnummer?
Ich lebe in einer gemütlichen Dreizimmerwohnung mitten in einem Vorort von Köln.
So, zurück zu meiner Geschichte. Alles begann an einem verregneten ...
... Februar-Wochenende. Soeben hatten meine Ferien angefangen. Andere gingen nun mit ihren Familien an den Strand oder machten mit ihren Freunden eine Städtereise. Ich hatte zwar schon ein paar Freunde (oder besser gesagt Kollegen), doch die hatten alle ihre Frauen und Freundinnen und konnten oder wollten dann nichts mit mir unternehmen. Na ja, vielleicht würde ich ja doch noch ein paar Ausflüge machen, mal schauen was die Ferien so bringen würden.
Wie so oft hatte ich am Wochenende nichts los. Es stand also wiedermal ein langweiliger Sonnabend vor dem TV an. Schnell noch ein Bierchen holen an der Tanke um die Ecke. Die blonde russische Verkäuferin versuchte mir in gebrochenem Deutsch ein „Euromillions"-Los zu verkaufen. Dann schaute sie mich für eine Sekunde mit ihren leuchtenden blauen Augen an, lächelte und ihr Ausschnitt sprang mir auch gleich noch in die Augen. Es war geschehen, ich hatte das Los gekauft.
Mist, ich arbeite ja mit Zahlen und es war mir durchaus vertraut, wie hoch da die Gewinnchancen stehen. Egal, davon geht die Welt nicht unter. Ich verstaute das Los in meiner Jackentasche und das Bier in der anderen und zog von dannen.
„Deutscher holt Euro-Millionen!" stand eine Woche später in großen Lettern in der BILD-Zeitung. „Na so ein Glückspilz!", dachte ich. Dabei fiel mir ein, dass ich auch noch mein Los checken sollte -- vielleicht hatte ich ja auch etwas gewonnen. Ich hatte mal tatsächlich mit einem Los 1000 Euro gewonnen!
Zurück in meiner Wohnung rief ...