1. Ritter Wigbert auf der Flucht - Teil 02


    Datum: 02.04.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ©Helios53, IV/2012
    
    Erschöpft lehnte Ritter Wigbert im Schatten einer Dattelpalme an einem rötlichen Felsen und ließ die Abenteuer der letzten Wochen aufleben. Der Kreuzzug, der Kampf, die Gefangenschaft beim Emir von Marallah, der Harem, die kühne Flucht dank des schlauen Bertram und seiner Kenntnisse -- all das zog in seiner Erinnerung an ihm vorbei.
    
    Und natürlich die vierfache Ehe mit den bezauberndsten Haremsdamen Swanhild, Isabella, Marie-Claire und Rosanna! Vollzogen im milden Licht des frühen Morgens und dem Sand der winzigen Oase unter Palmen.
    
    Wigbert, als er nun glücklich und erschöpft im dürftigen Schatten saß, schüttelte den Kopf. So ganz war ihm noch nicht aufgegangen, was da in der vergangenen Nacht geschehen war. Besonders war ihm unbegreiflich, wie er so tollkühn hatte sein können, alle vier Frauen hintereinander zu seinen Ehefrauen zu erklären. Natürlich waren sie samt und sonders begehrenswert, so jung, so wunderschön und voller Glut und Liebreiz. Aber konnte, ja wollte er das bis ans Ende seiner Tage haben? Würden sie ihm nicht alle Kraft, allen Saft abverlangen und dann trotzdem unzufrieden sein?
    
    Mit solch unmännlichen Gedanken quälte sich unser armer Ritter, bis ein gellender Pfiff von einem hohen Felsen ertönte, auf dem die junge Saafira Wache gehalten hatte. Als Berberin aus den fernen Bergen des Atlas, konnte sie klettern wie ein Affe, hatte Augen, scharf wie ein Falke und ihr Pfiff schnitt durch jeden noch so blumigen Traum. Schon ...
    ... kam sie herabgesprungen, von Fels zu Fels, trittsicher wie eine Bergziege, da eine Staubwolke am Horizont das Nahen eines Reiters ankündigte.
    
    „Kommt, Ritter Bihar -- sie scheiterte beim Versuch seinen Namen richtig auszusprechen, weshalb sie ihn scherzhaft ‚Bihar', das heißt ‚Kamel' nannte -- schnell Versteck!" Darauf folgte noch ein Schwall von Wörtern auf Arabisch oder ihrer berberischen Muttersprache, von denen Wigbert kaum etwas verstand. Nach ein paar Wochen im Harem sprach er ungefähr so gut Arabisch wie Saafira Deutsch.
    
    Aber Bertram, der unangezweifelt das Kommando hatte, zumindest solange sie sich in der Wüste und im Einflussbereich des sicherlich bereits vor Rachegelüsten rotglühenden Emirs befanden, hatte sie mit genauen Instruktionen zurückgelassen. Hastig beseitigten Wigbert und die fünf Haremsdamen, die sich inzwischen zumindest andeutungsweise in Wüstenhuren verwandelt hatten, alle Anzeichen ihrer Anwesenheit und verschwanden zwischen den haushohen Felsblöcken, drängten durch einen engen Spalt und fanden sich in einer Schlucht wieder, in der einige Tamarisken, sowie etwas Gras wuchsen. Auch die neun Maultiere standen friedlich da und die Ausrüstung lagerte unter einem Felsvorsprung.
    
    Saafira deutete, sie sollten sich still verhalten und dafür sorgen, dass auch die Mulis ruhig blieben. Sie selbst verschwand wie ein Schatten in der Sonne zwischen den Felsen. Nach geraumer Zeit erschien sie wieder, hinter ihr Bertram, der das zehnte Maultier am Zügel ...
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