Eine schöne Bescherung 01. Kapitel
Datum: 31.03.2018,
Kategorien:
Schwule
... einen Glühwein", sagte mein Freund plötzlich. Und ehe ich mich versah, hatte er sich auch meinen leeren Becher geschnappt und damit auf den Weg zur Theke gemacht.
***
"Sag mal! Wo studierst du denn eigentlich?", wollte Sven wissen, nachdem er mit den dampfenden Getränken zurück an unseren Tisch gekommen war.
"In Münster", antwortete ich ihm.
"Und gefällt dir das Studentenleben? Von wegen Wein, Weib und Gesang?"
Das war wieder einmal so typisch, dass Außenstehende meinten, dass Studenten nur saufen, rumhuren und feiern würden. Ich lächelte Sven etwas mitleidig an und sagte: "So einfach, wie du dir das vorstellst, ist es nun auch nicht. Ich muss ganz schön viel büffeln. Aber ansonsten ist es schon okay."
"Ist ja auch nur ein kleiner Scherz von mir gewesen", lenkte er sofort ein. "Hast du eine Studentenbude in Münster?"
"Ich habe das große Glück, mir mit einer Kommilitonin sogar eine kleine Wohnung teilen zu dürfen. Jeder von uns hat sein eigenes Zimmer. Küche und Bad nutzen wir gemeinsam."
"Wow, du wohnst mit 'ner Frau zusammen? Dann seid ihr also ein Paar? Wie schön für dich!"
Irgendwie schien Sven damit Probleme zu haben, dass ich mit einer Frau auf engstem Raum zusammenlebte. Auch wenn der Inhalt seiner Worte etwas anderes besagte, merkte ich am Klang seiner Stimme, dass er neidisch und enttäuscht war.
"Nee, da läuft überhaupt nichts zwischen uns", antwortete ich ganz ruhig. "Das ist eine reine Zweckbeziehung, mehr nicht."
"Ha, das ...
... kannst du vielleicht deiner Oma weismachen, mir jedoch nicht!", ereiferte Sven sich regelrecht.
"Dann eben nicht", blieb ich ganz gelassen. Svens Verhalten störte und amüsierte mich gleichermaßen.
"Und was sagt deine Freundin dazu, dass du mit einer anderen Frau zusammen in einer Wohnung lebst?", bohrte mein Kumpel weiter. "Oder ist das in Studentenkreisen so üblich?"
"Du Sven, ich habe überhaupt keine Freundin", reagierte ich jetzt doch leicht genervt. "Und wenn ich eine hätte, dann wäre das doch wohl unsere Privatsache!"
"Entschuldige bitte! Ich wollte dir nicht zu nahe treten", erwiderte er jetzt ziemlich kleinlaut. "Da muss meine Neugierde wohl so richtig mit mir durchgegangen sein."
Nachdem wir uns kurz vorher noch so prächtig über dieses und jenes unterhalten hatten, herrschte auf einmal Funkstille zwischen uns beiden. Verlegen spielten wir an unseren Glühweinbechern herum und ließen unsere Blicke gelangweilt in die Runde schweifen.
"Was die holde Weiblichkeit betrifft, habe ich nicht gerade ein glückliches Händchen", sagte Sven plötzlich ganz leise und nachdenklich. "Vielleicht müsste ich mich einfach mehr ins Zeug legen. Aber ich muss dir gestehen, dass ich darauf gar nicht so richtig Bock habe. Ganz im Ernst jetzt, ich habe überhaupt noch nie mit einem Mädchen oder einer Frau geschlafen. Mit zweiundzwanzig sollte man als Mann doch eigentlich wissen, wo es da lang geht, nicht wahr?"
Jetzt war es an mir, die Glaubwürdigkeit der Worte meines Kumpels ...