1. Der Bademeister 6v9


    Datum: 25.03.2018, Kategorien: Betagt,

    ... Mom, die sie abgöttisch liebte, auch wenn sie Sabine aufgrund ihrer Krankheit nur in wirklich guten Momenten erkannte. Über ihre Arbeit, und den Frust, den sie manchmal hatte. Übers Kochen und die Hausarbeit, und beim Thema Pflanzen hörte sie seinen Ratschlägen aufmerksam zu.
    
    Felix spürte, daß es Zeit war zu gehen. Er fragte Sabine, ob sie noch eine Zigarette zusammen rauchen wollten, dann müsse er sie leider verlassen. Nachdem er das Tablett in der Küche abgestellt, und im Wohnzimmer die Packung und einen Ascher geholt hatte, setzte er sich wieder aufs Bett. Ihm fiel sofort auf, daß Sabine in der Zwischenzeit ihren Shorts ausgezogen hatte, und ihm jetzt, im Schneidersitz sitzend, einen herrlichen Einblick bot. Er verlor darüber kein Wort, und ihr verschmitztes Lächeln schuf eine Atmosphäre von verliebter Kumpanei.
    
    Später brachte sie Felix dann noch zur Tür, stellte sich auf die Zehenspitzen, und küßte ihn auf den Mund. Gleichzeitig schmuggelte sie einen Zettel in seine Jackentasche.
    
    *
    
    Als Felix zu Hause seine Jacke über den Bügel hing, fiel ihm ein Stück Papier auf, dessen eine Ecke ein wenig aus der Tasche schaute. Neugierig holte er es heraus und las: "... ruf mich an ... heute Abend ... egal wann ... "
    
    Felix war verwirrt. Verwirrt über seine Gefühle, die er nicht schlüssig einordnen konnte. Und das war etwas, was Felix überhaupt nicht mochte. Am Küchentisch sitzend, die zweite Zigarette an der ersten anmachend, starrte er auf den Zettel, der vor ihm lag. ...
    ... Am liebsten, so gestand er sich ein, würde er sofort anrufen. Aber das ging natürlich nicht. Und überhaupt: hatte sie nicht gesagt, daß sie ihre Mutter besuchen wollte?
    
    Also tat Felix das, was er sich in der letzten Zeit schon so oft vorgenommen hatte: Er zog sich seine Arbeitshose und ein altes Shirt an, und ging hinunter in seinen Keller. Dort sah es so aus, als ob er in den letzten Jahren zwar viel hineingestellt, aber dann nicht ein Teil davon entsorgt hatte. Und in der Tat war genau das passiert.
    
    Nach einigen Stunden, in denen er einen der großen Müllcontainer vor dem Haus zur Hälfte alleine gefüllt hatte, schaute er sich sein Werk an. Immerhin war es ihm gelungen, einen schmalen Pfad zu schaffen, auf dem er bis ans andere Ende des Kellers laufen konnte.
    
    "Das reicht aber jetzt für heute", dachte er und schloß die Kellertür hinter sich ab.
    
    In seiner Wohnung nahm er sich als erstes eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Küchentisch. Und dann fiel sein Blick auf den Zettel, der immer noch da lag. Er schaute auf die Uhr. Nein! Anrufen war jetzt schlecht. Viel zu früh. Erst mal Duschen, dann Sport im Fernsehen anschauen.
    
    Danach hatte Felix Hunger, aber weil er weder auf Pizza Appetit hatte, noch Lust verspürte, sich etwas Ordentliches anzuziehen um in der Kneipe um die Ecke etwas zu essen, überredete er sich eine Dose aufzumachen. Das Etikett war irgendwann abgerissen, aber das eingestanzte Datum war noch nicht abgelaufen. Felix überlebte ...
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