1. Weeslower Chroniken Teil 1 - Nadine - 1997


    Datum: 24.03.2018, Kategorien: Kunst,

    ... ich neu! Hübsch, nicht?´. Und auf die dummen Sprüche dieser Typen kann ich auch verzichten. Scheint Dir ja aber nichts auszumachen.“
    
    Er schwieg betroffen. Nach einer Weile meinte er: „Okay. Verstanden. – Vielleicht war ich wirklich ein bisschen zu…“ Er zögerte. „…zu stolz auf Dich. Sorry.“
    
    Sie ging dicht neben ihm und schaute weiter geradeaus. „Schon gut. Du weißt es ja jetzt.“ Sie nahm ohne hinzuschauen seine Hand, und so gingen sie schweigend weiter am Westufer entlang.
    
    „Ist das eigentlich okay, so Hand in Hand?“ fragte sie ihn unvermittelt. „Ich meine, na ja, so in der Öffentlichkeit?“
    
    „Habe ich gerade auch überlegt. Aber weißt Du…“ Er blieb stehen und zog sie an sich. „warum nicht? Ich bin ja nicht verheiratet oder so und darf Hand in Hand gehen mit wem ich will. Und Du bist kein Kind mehr und auch nicht mehr meine Schülerin. Gerede wird es sowieso geben, wenn Du wochenlang bei mir wohnst. Elsa wird schon genug dazu beitragen. Also: gehen wir offen damit um.“
    
    Sie drückte ihn sachte von sich und sah zu ihm herauf. „Offen damit umgehen? Womit eigentlich, wenn ich fragen darf? Dass wir miteinander schlafen? Oder dass wir für ein paar Wochen sowas wie ein Paar sind? Oder was?“
    
    „Was denkst Du?“
    
    Sie ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. „Schieb die Verantwortung jetzt nicht auf mich! – Im Übrigen: Vorhin, als wir aus dem Rathaus kamen, habe ich kurz überlegt abzureisen.“
    
    „Dann bitte ich dich jetzt sehr: Tu es nicht! Bleib!“ Und als er spürte, dass ...
    ... das allein nicht reichte, meinte er: „Tage, Wochen, Monate, sorry, Nadine, das kann ich nicht sagen. Noch nicht. Ich kann nur sagen, dass es wunderbar ist, mit Dir zusammen zu sein. Dass ich plötzlich ein ganz anderes Gefühl habe in diesem Haus, seit Du darin wohnst, seit ich Dich darin weiß. Als würdest Du da wie selbstverständlich hingehören. Und nach Weeslow.“ Er stockte kurz, schob dann nach: „Und zu mir.“
    
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Okay, das reicht. Ich bleibe.“ Sie trat wieder auf ihn zu und küsste ihn. „Ich weiß ja, Du bist noch in Deiner ´Findungsphase´. – Was ist das?“
    
    „Das sind die Anlagen vom alten Kieswerk. Da gehen wir ein anders Mal hin. Schauen wir uns lieber das Südufer an. Ich finde, das ist mit eine der schönsten Badestellen, die ich überhaupt kenne.“
    
    Er hatte nicht zu viel versprochen. Kleine Liegewiesen wechselten mit Baumreihen, kleine sandige Badestellen mit größeren Zugängen, Fußpfade führten kreuz und quer durch das Gelände. Eine kleine Holzbrücke führte über das Flüsschen Peese, an dessen Ufern jeweils zwei Wege in die Heide führten. Überall lagen Nackte, noch nicht in Massen, aber es hatte sich im Bad deutlich gefüllt. Und überall liefen Nackte, spielten Ball, Bodenschach oder Tischtennis, rannten und riefen Kinder. Eine wahre Idylle, fand Nadine.
    
    „Wenn ich mich so umschaue“, meinte das Mädchen, „dann sehe ich doch überraschend viele, die so wie wir beide untenherum blank sind, vor allem aber die Frauen.“
    
    „Stimmt. Das ist ...
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