Weeslower Chroniken Teil 1 - Nadine - 1997
Datum: 24.03.2018,
Kategorien:
Kunst,
... sich geschehen, steif und unbeholfen.
"Ja, ich... Meine Oma... Sie hat den Termin verwechselt und..."
"Egal! Schön, dass Du da bist." unterbrach er sie fröhlich. "Aber so früh... Wir sind noch mitten in der Arbeit."
Jetzt fiel ihr auf, dass sein muskulöser, perfekt durchtrainierter Oberkörper glänzend vor Schweiß und stellenweise verdreckt war. - Da hörte sie jemanden hinter sich mit hartem Akzent rufen: "Vorsicht, bitte!" Sie drehte sich um und sah einen großen, kräftigen Mann mit freiem Oberkörper, der eine knielange Arbeitshose trug und eine Schubkarre mit groben Steinen vor sich herschob. "Danke, geht." meinte er, als sie einen Schritt zur Seite tat. Auch er klang nach einem Polen. Er war deutlich älter als der unbekannte Hüne, der noch immer in der Tür stand und trank. So wie dieser war der Ältere ein wahrer Muskelprotz.
"Keine Sorge, die beiden beißen nicht... - Das sind Wiktor", Schneider deutete auf den ersten Hünen in der Tür, "und das Tomasz, sein Vater." Gemeint war damit der ältere mit den Arbeitshosen. "Tomasz ist mein Nachbar - also, was hier so Nachbar heißt. Das Haus da hinten." Dabei deutete er über den Weg hinweg in Richtung eines einzeln stehenden Neusiedler-Hauses, das etwa hundert Meter entfernt lag. "Sie helfen mir beim Ausbau. Zum Glück, denn die beiden sind stark wie zwei Kaltblüter, und sie verstehen was von ihrem Handwerk."
Nadine schaute etwas verlegen drein. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte.
Michael half ihr. "Komm erst ...
... mal an. Setz Dich dort hin." Er deutete auf eine schon gepflasterte Terrasse unter einer Linde, auf der ein paar Gartenmöbel standen. "Möchtest Du etwas trinken?"
"Ja, gern. - Ist es okay, dass ich jetzt schon...?"
Michael Schneider ließ sie wieder gar erst nicht ausreden: "Aber klar! Du bist herzlich willkommen, jederzeit! So, entspann´ Dich erstmal, ich bin gleich wieder da."
In diesem Moment kam aus dem Haus einer weiterer Mann, ebenfalls sehr groß, muskulös, breitschultrig, der ebenfalls eine Wasserflasche hielt, deren Rest Wasser er sich gerade über den Kopf schüttete. "Was für eine Hitze!" murmelte er und schüttelte den nassen Kopf.
Er war, wie Michael, braun gebrannt, verschwitzt - und splitternackt.
"Das ist Aron." stellte Michael ihn im Vorbeigehen vor. "Wir vier sind die Arbeitskolonne."
Nadine lächelte den vierten Mann eingeschüchtert an. "Angenehm." brachte sie leise heraus.
Sie schätzte, dass dieser Aron so etwa Mitte zwanzig war, deutlich jünger jedenfalls als Michael. Er war von den vier Männern der schmalste, eher der Leichtathlet unter den Schwerathleten - und verflucht gut aussehend.
Nadine setzte sich nun behutsam auf die Lehne des Sofas und atmete durch, ihr Blick wanderte verstohlen von einem Mann zum anderen, die sich längst wieder der Arbeit zugewandt hatten. Wo war sie hier hingeraten? `Allein unter Wilden´, dachte sie. Als Michael zurückkam, nahm sie ihm das Glas Wasser mit dankbarem Blick ab. "Vielleicht kann ich ja ein bisschen ...