Lethargie
Datum: 19.03.2018,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
Die Spinne drehte nun schon ihre zweite Runde, um die strahlenförmigen verlaufenden Fäden jetzt zu einem Netz zu verknüpfen. Es war verdammt einsam seit meine Frau völlig überraschend gestorben war. Der Tod hatte sich nicht auf einen Tauschhandel eingelassen, sie hätte mit ihrem Optimismus viel besser in diese Welt gepasst, für mich war nun alles Sinnlos.
Nie begriff ich, womit ich eine solche Frau verdient hatte. Ich war nur ein Durchschnittstyp mit überdurchschnittlichen Komplexen. Es überraschte mich, als sie mir einen Heiratsantrag machte. Selbst hätte ich mich nie getraut, sie danach zu fragen und genau dies sagte sie auch. Sie war nicht das, was man eine klassische Schönheit nannte, dennoch war sie für mich die attraktivste Frau auf Erden. Mit ihrem ganzen Wesen schien sie fast zu hell zu strahlen, mit ihr erlebte ich, was Glück wirklich bedeutet. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, dass der Tod sie mir vorzog, es war einfach zu perfekt. Ich bereute zutiefst, kein Kind gezeugt zu haben, vielleicht hätte mich dann ja eine jüngere Ausgabe von Janet angelächelt. Jetzt hatte ich keinen Menschen mehr, der mir etwas bedeutete und es gab auch niemanden für den ich von Bedeutung war. So genoss ich jegliche Anwesenheit eines Lebewesens in meiner heruntergekommenen Bruchbude, auch wenn es acht Beine hatte.
Ich hatte mir eine Packung Zigaretten gekauft obwohl ich nie dem Laster des Tabakrauches gefrönt hatte. Selbst zu einem Selbstmord fehlte mir der Mut, und so ...
... prostete ich von der Zigarette hustend meiner Arachnoide mit einem Glas billigen Fusels zu. Mein Leben konnte nur ein schlechter Witz des Universums sein. Vielleicht sollte ich härtere Drogen nehmen um diesen Fehler in der Weltenplanung zu korrigieren. Mit Tabak und Alkohol dauerte dies eine Ewigkeit.
Angst vor dem Einschlafen, das war es, was jetzt meine Existenz ausmachte. Janet besuchte mich jede Nacht und machte mich zu einem glücklichen Menschen, nur um den Glückspilz beim Aufwachen in die eiskalte Realität zurückzuholen. Ein dringendes Bedürfnis sorgte wieder einmal für ein böses Erwachen, es kostete mich geradezu übermenschliche Anstrengung den Gang zur Toilette anzutreten. Während ich mir die Hände wusch überkam mich das dringende Bedürfnis, meinen Alkoholpegel wieder anzuheben. Nur einen winzigen Schluck, der alles erträglicher machen würde. Die flüssige Glückseligkeit war aber aus der Flasche verschwunden. „Scheiße!"
Meine Freunde wollten mich an meinem vierzigsten Geburtstag nicht allein lassen und hatten auf meinen Grill selbst marinierte Steaks gebraten. Sie gaben sich alle Mühe, mich nicht mit meinen Gedanken allein zu lassen. Ich hatte davon nichts gegessen, aber irgendwo musste doch noch die sechs Tage alte bierhaltige Marinade sein. Ich sah die Zwiebelringe in der Spüle schwimmen, also hat die doch schon jemand weggekippt. Mir blieb nichts anderes übrig als mich auf den Weg zu machen um für Nachschub an Alkoholika zu sorgen.
Unsicher ging ich die Treppe ...