1. HomoLepus 01


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... die vom harten Bodenbelag an meine Ohren drangen. Während ich also stocksteif da stand und mich nicht mehr rührte, umrundete sie mich nicht nur einmal, sondern setzte ihre Exkursion noch zwei weiter Male fort. Dabei hatte sie ihre Arme hinter ihrem Rücken liegen und ich bewunderte, ihre Art zu laufen. Sie lief wie ein Model, etwas steif und abgehackt, aber zugleich fließend und sicher. Dazu kam ihr Outfit, was mich an ein Kostüm von Chanel erinnerte. Würdevoll mit einem Hauch strenge.
    
    Erst nachdem sie mich dreimal umrundet hatte, entfernte sie sich von mir und deutet dabei an ihr zu folgen, was ich dann auch gerne tat. Wieder fiel mir auf, wie gefällig ihre Figur war, die ich jetzt von hinten betrachten konnte. Die schwarzen höheren Pumps ließen ihre ohnehin langen Beine noch länger erscheinen über denen ein knackiger Apfelpo saß, der sich in ihrem Schritt wiegte. Die Taille diente als perfekter Übergang zum Oberkörper, welcher durch leichte Schulterpolster etwas ausladender aussah, als er wirklich war. Daraus entsprang ihr fast weißer Hals, der allerdings nur ein paar Mal aufleuchtete, wenn ihr schwarzes, halblanges Haar es zuließ. So war es für mich ein besonderer Genuss, ihr zu folgen und dieses Bild mit meinen Augen zu fokussieren.
    
    Wir gingen in einen hinten herausgelegenen Raum, der dann das wirkliche Fotostudio war, wie ich es kannte, nur war dieses größer und anscheinend auch moderner. Ich sah nichts, was auch nur den Anschein erweckte, alt zu sein.
    
    Erst ...
    ... hier angekommen drehte die Frau sich wieder zu mir um und zeigte mir an, wo sie mich hin haben wollte. Dabei stand ich dann vor den großen, ausrollbaren Leinwänden, die es in jedem Fotostudio gab. Sie zeigten sowohl einige Landschaften als auch verschiedene Farb- und Musterungen. Mir war klar, was sie von mir wollte, das war schon ersichtlich gewesen, als ich hereingekommen war, nur fragte ich mich wirklich, warum ich? Was war an mir so besonders, dass es sich lohnte, mich zu fotografieren?
    
    Schon wenig später begann sie ein Foto, nach dem anderen von mir zu machen. Dabei kam sie immer wieder zu mir herüber, wechselte die Hintergründe aus, holte Dekoartikel jeder Art herbei und zeigte mir, wie sie mich im Bild haben wollte. Dazu schob und drückte sie mich so zurecht, als wenn ich eine Gliederpuppe gewesen wäre. Allerdings hatte ich dann auch dabei den Eindruck, als wenn sie mich länger anfasste, als es nötig tat. Sie strich öfter länger mit ihren Händen über das Fell, und als sie dabei einmal direkt vor mir stand, meinte ich eine Art Verträumtheit in ihren Augen zu sehen. Aber da kann ich mich auch getäuscht haben.
    
    Schnell verschwand sie wieder aus meinem beschränkten Sichtfeld und ich spürte sie mich hinbiegen, so wie sie es haben wollte. Schon flammte wieder das Blitzlicht auf und das ganze ging von vorne los.
    
    Wohl drei Stunden ging es so, ein Bild folgte dem anderen und mir wurde mit der Zeit recht warm. Nicht weil ich mich zu sehr bewegte, sondern weil es durch die ...
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