1. HomoLepus 01


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... warm genug eingemummelt, um Temperaturen unter zehn Grad auszuhalten. So machte es mir sogar etwas Freude, immerhin hatte ich nicht wirklich etwas auszustehen, wenn man von den vermehrten Kindern absah, die sich über mich lustig machten.
    
    Wenig später hatte ich dann allerdings ein neues Problem. Die Natur verlangte von mir, mich zu erleichtern, was aber gar nicht so leicht war, denn das Ding um mich herum hatte keinen Möglichkeit es zu tun. Also musste ich mir in der Toilette fast das ganze Kostüm vom Leib ziehen, um endlich einen Strahl Wasser in die Ecke zu stellen. Das sah dann nicht nur sehr seltsam aus, sondern war auch unheimlich umständlich. Außerdem brauchte es viel Zeit und die hatte ich nicht, denn ich wurde stundenweise dafür bezahlt, gesehen zu werden und nicht auf dem Klo zu stehen. Also musste ich mir etwas einfallen lassen.
    
    Am Nachmittag bat ich die Geschäftsführung darum, das ich das Kostüm einmal mit nach Hause nehmen zu dürfen und es wurde mir gewährt.
    
    Am Abend änderte ich es dann ab. Vorne, genau auf der richtigen Höhe baute ich eine, von Klettverschlüssen zugehaltene Klappe ein, die kaum zu sehen war. Dazu noch zwei Löcher an den Handgelenken, durch die ich meine Hände herausstrecken konnte, denn von alleine würde mein kleiner Lümmel nicht ins Freie gelangen.
    
    Schon am nächsten Tag bewährte es sich. Jetzt konnte ich am Pinkelbecken stehen und dabei das Kostüm anbehalten. Das kostete wesentlich weniger Zeit und war um einiges bequemer. Dabei ...
    ... musste ich dann grinsen, denn ich stellte mir vor, welches Bild ich dabei abgab. Ein gut zwei Meter großer Hase beim Wasserlassen.
    
    Wenig später war ich dann wieder auf meinem Posten. Was ich allerdings nicht abstellen konnte, waren die kleinen Kinder oder besser gesagt Rotzgören, die nichts Besseres zu tun hatten, als den Osterhasen, also mich, zu ärgern. Vielleicht taten sie es auch nur, weil ich mich nicht wehren konnte, denn wer mochte, schon einen Osterhasen, der ein Kind über das Knie legte?
    
    Dabei blieb es jetzt nicht nur dabei, dass sie mich an der Blume zogen und mich verbal beleidigten. Sie zogen an meinem Korb, den ich jetzt oft krampfhaft festhalten musste, oder traten mir absichtlich auf die Füße oder das Schienbein. Dabei hätte ich am liebsten zurückgetreten, aber da mein Sichtfeld nur begrenzt war, hätte ich wahrscheinlich gar nicht den richtigen getroffen. Die Krönung des Ganzen war, als einer mit einem wirklich starken Ruck an meinem Korb mit den Werbegeschenken zog und sich diese auf dem Boden verteilten.
    
    Ich muss schon sagen, es war nicht einfach alles wieder aufzuheben, zumal die Göre es dann so weit trieb und mir in den Hintern trat, als ich mich herunter beugte. Das war dann wirklich zu viel. Ich richtete mich auf und drehte mich ruckartig um, um die kleine Zecke zu lehren, was es heißt, den Osterhasen zu treten. Aber meine Wut ebbte sofort ab, als ich merkte, dass selbst die fiesesten Gören eine Mutter haben. Und was für eine Mutter. Sie hielt ihren ...
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