1. Das rote Band für 'ne gute Freundin


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Das rote Band, für eine gute Freundin von GLHeinz
    
    "Schon wieder diese alten Weiber!" Er fluchte. Sie waren ihm im Weg, schon wieder.
    
    Gestern, gleich als er im Ort ankam, waren sie ihm bereits unangenehm aufgefallen. Herbert hatte sich ein stressfreies Wochenende gönnen wollen, war in den Hunsrück gebraust und wollte dort beim Wandern entspannen. Nachdem er wegen der vollen Straßen viel zu spät am Freitag in der gebuchten Pension "Waldfrieden" angekommen war, hatten die beiden Alten direkt vor der Einfahrt gestanden. Sie hatten miteinander gesprochen und zunächst gar nicht auf sein Auto reagiert. "Mann, die Nebelkrähen müssen doch kapieren, dass ich hier durchfahren muss." Sie hatten gar nicht erst aufgeblickt, als seine Nobelkarosse angerauscht kam und er in die Vollbremsung hatte gehen müssen. Erst nach beharrlichem und immer länger dauerndem Hupen hatten sie in seine Richtung geschaut. Aber sie waren dennoch stehen geblieben, hatten ihm so die Zufahrt blockiert.
    
    Die kleinere der beiden Frauen, die sehr rundlich gebaut und recht absonderlich gekleidet war, hatte dann auch noch mit dem Zeigefinger auf ihn gedeutet, und beide hatten gelacht. Die andere Frau war größer, er hatte sie sich gut als unverheiratete Gouvernante vorstellen gekonnt. Wahrscheinlich hatten die zwei Nebelkrähen auch nie Sex gehabt, das wäre für die beiden vertrockneten Schachteln sicherlich ein primitives tierisches Verhalten, das deren Seelenheil gefährden könnte -- er war sehr verwundert ...
    ... gewesen, dass ihm beim Anblick der beiden Frauen solche Gedanken über Geschlechtsverkehr durch den Kopf gingen -- und sie würden sicherlich jegliches Vergnügen als unmoralisch erachten.
    
    Dann endlich waren sie für ihn zurückgewichen, er war mit aufheulendem Motor an ihnen vorbei zum Eingangsbereich der Pension gefahren. Er hatte danach einige Zeit gebraucht, um von seinem Ärger herunterzukommen. Gut, dass sein Zimmer eine kleine Minibar hatte, deren Vorrat hatte er aufgebraucht.
    
    Später, als Herbert abends in die Sauna wollte, wurde ihm mitgeteilt, dass diese bereits von den beiden Damen besetzt sei und man erst fragen müsse, ob sie ihn dazu erlauben würden, wenn er es denn überhaupt wolle. Allein beim Gedanken an die beiden Alten hatte Herbert da nicht mehr gewollt, er war es leid gewesen, hatte die Nase voll gehabt von den beiden alten Weibern, die ihm im Wege gewesen waren und ihm seine Zeit geraubt hatten. "So graue Gestalten, die mir die Zeit stehlen, wie in dem einen Roman", hatte er sich erinnert.
    
    Und nun, am Sonnabend, war er zeitig, den, seinen Umständen entsprechend, aufgestanden und hatte sich auf den Wanderweg gemacht. Dem schwarz-weiß bedruckten Flyer auf seinem Frühstückstisch hatte er entnommen, dass gegenwärtig nur der Weg "Das Rote Band" begehbar sei, denn die beiden anderen Wege, blau beziehungsweise gelb gekennzeichnet, seien durch die heftigen Regenfälle des Frühjahrs immer noch nicht begehbar. Alle paar hundert Meter hatte ein kleines rotes Bändchen an ...
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