1. Das rote Band für 'ne gute Freundin


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... der über dieser Lokation kreiste, lesen können, dass daraus nichts werden würde.
    
    Herbert war eine weitere Stunde gewandert, als der Pfad plötzlich endete. Eine weiß-rote Absperrung und dahinter eine steile Schlucht verhinderten ein Weiterwandern. Ein Blatt Papier in einer Plastikhülle teilte mit:
    
    "Liebe Wanderer/in! der Starkreggen im Frühjahr hat diesen wunder / schönen Wander Weg durch den Hunsrück lleider zerstört. / Wir hoffen, ihn ihn nächsten Jahr wieder her gerichtet zu haben. / Die Gemeindeverwaltung"
    
    Herbert war angesäuert, hatte der Flyer am Frühstückstisch doch etwas ganz anderes ausgesagt. Wo war der eigentlich? Da würde er sich aber noch kräftig in seiner Pension beschweren, ganz sicher!
    
    Sauer und grimmig kehrte er um.
    
    Eine Woche zuvor hatte die rundliche kleine Dame ihre alte Freundin Lucie getroffen. Und die hatte ihr ihr Leid geklagt, über das Älterwerden, über ihr Verlangen nach Sex, über die abschätzigen Blicke auch der Männer über sechzig, die in ihr nur einen alten, verwelkten, vertrockneten Drachen sahen.
    
    "Du, du hast es gut, Emma", hatte Lucie gejammert, "du hast deine Jugend und Frische ewig, aber an mir arbeiten sich die Jahrhunderte ab."
    
    "Ich werde dir ein Geheimnis verraten", hatte die rundliche Dame versprochen, "aber fürs nächste Wochenende werde ich erst einmal etwas Schönes für dich arrangieren. Ich hab' da so meine Informationen und Mittel.
    
    Allerdings werde ich dir beim Sex zukucken, denn auch ich will ja etwas davon ...
    ... haben. Und ich passe auf, dass du, dass ihr nicht gestört werdet. Aber ich seh' nur zu, misch' mich nicht ein. Versprochen!"
    
    Gesagt, getan. So setzte sie die Räder in Gang.
    
    Die beiden hatten sich bereits am Donnerstag im kleinen Kurort Sammerlink im Mittelgebirge getroffen.
    
    Die kleine rundliche Dame war wirklich sehr klein und dann trug sie auch noch dunkle, völlig aus der Mode gekommene Kleider, die vielleicht letztes oder gar vorletztes Jahrhundert en vogue waren. Richtig, viktorianische Kleidung, das traf es, in etwa. Über einen in der Hüfte geschnürten Vertugadin, der in sehr dunklem Grün gehalten war, trug sie ein dunkles Oberkleid, deren Konturen wegen der düsteren Farben nicht auszumachen waren. Am Hals leuchtete ein weißer Kragen mit Rüschen, der offenbar ihren dicken Busen verdecken sollte. Und oben, auf den aschgrauen Haaren, saß ein großer schwarzer Hut mit weiter Krempe, ganz oben dann verziert mit weißen Federn, die in alle Richtungen abstanden. Unter ihrem Kleid blitzte manchmal ein heller Unterrock in Flamingorosa hervor, der unter ihren Knien gerafft und gebunden war. Sie trug dunkle Seidenstrümpfe und schwarze hochhackige Schuhe. Am rechten Handgelenk baumelte eine Kette mit dicken weißen Perlen und über der linken Schulter hing eine voluminöse Tasche in Apfelform mit Stickereien: Ornamente und zwei Vögeln beim Schnäbeln.
    
    Lucie, ihre Freundin, schien wesentlich älter zu sein, sozusagen wirklich aus der Zeit von Queen Victoria von England stammend, ...
«1...345...15»